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tl;dr Statt Blogger Relations in Influencer Marketing untergehen zu lassen, gilt es, sich auf den Kern von Blogger Relations zu konzentrieren: Beziehungen von echten Menschen.

Wenn die Rede auf Blogger Relations kommt – wie jüngst bei Daniel im Nachgang zur Blogst – hört oder liest man oft den Einwand bzw. die Ergänzung, der Begriff Blogger Relations sei nicht mehr zeitgemäß. Wir sollen – so auch eine Reaktion des geschätzten Johannes Lenz auf Daniels Beitrag – von Influencer Relations reden. Ich kann nachvollziehen, warum Agenturen lieber von Influencerinnen als von Bloggerinnen sprechen wollen. Mal abgesehen davon, dass jeder neue Begriff das Bingo spannender gestaltet, geht es den handelnden Akteurinnen um Relevanz. Mehr Kanäle, mehr Mitspielerinnen und vor allem: Mehr Reichweite. Gerade letztere ist jenseits von Blogs viel leichter zu finden und zu messen.

Ich halte die Abwendung vom Begriff Blogger Relations dennoch für einen Fehler. Aus zwei Gründen.

It‘ all about Relations

Zunächst lenkt der Austausch von Blogger durch Influencer vom aus meiner Sicht wichtigeren Teil der Phrase Blogger Relations ab: Beziehungen! Im Idealfall langfristige, ernsthafte und tragfähige Beziehungen. Dazu braucht es intelligente und emphatische Menschen auf allen Seiten. Managerinnen, die mit Überzeugung und Herzblut für ihre Marken und Produkte einstehen. Beraterinnen, die Zeit und Lust für ernsthafte Beziehungen haben. Bloggerinnen, die sich nachhaltig begeistern lassen ohne die Distanz zu verlieren.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber ich sehe im auf Ästhetik getrimmten Umfeld reichweitenstarker Instagrammerinnen und im netzwerkdominierten Youtube-Markt nur wenige, die sich mit Relations gewinnen lassen. Dort zählen starke Marken und vor allem Budgets.*

Bloggen ohne Blog

Mein zweiter Punkt schließt sich unmittelbar an. Wir sollten endlich (wieder) zum Kern dessen kommen, was Bloggen ausmacht. Für mich steht hinter jedem guten Blog ein echter Mensch, ein echtes Leben, das durch jeden Beitrag durchscheint. Damit will ich nicht den Tagebüchern der Zeit vor Facebook nachtrauern. Aber für einen glattgezogenen Magazinstil mit perfekten Bildern und durchgeplanten Erscheinungsterminen brauche ich keine Blogs. Das leisten herkömmliche Medienmarken professioneller und mit mehr Reichweite. Was wir für Blogger Relations suchen sollten, sind Ecken, Kanten und Meinungen.

Ein Blog ist kein Blog, weil es mit WordPress gemacht wird. Ich glaube diese Binsenweisheit funktioniert mittlerweile auch umgekehrt. Um eine echte Bloggerin zu sein, braucht man nicht zwingend Blogsoftware. Viel entscheidender ist, dass man bloggt. Also mit Leidenschaft über ein Leben, ein Thema berichtet. Ein Anliegen vertritt.

Ich plädiere letztlich dafür, den Begriff Blogger Relations gleichzeitig zu schärfen und auszuweiten. Auf der einen Seite Blogger Relations klar von „Blogger Marketing“ im Sinne von Advertorials, Linktausch und Co. abzugrenzen. Zum anderen aber nach Bloggerinnen künftig auch auf anderen Kanälen Ausschau zu halten.

Ähnlich wie Wolfgang, der ganz bewusst eine PR-Agentur führt und natürlich dennoch oder gerade deswegen Kommunikation umfassend managen kann, richte ich meinen Fokus auf Blogger Relations, um auf dieser Basis umfassend zu beraten.

* Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch für Relations brauchen wir im Blogumfeld ernsthafte Budgets für Honorare. Von Begeisterung kann man sich kein Frühstück kaufen. Und anders als bei verlagsgeführten Medien fehlen den meisten Blogs jenseits von Kooperationen ein funktionierendes Refinanzierungsmodel. Lest noch mal nach, was ich damals zum Blogger Kodex schrieb.

Headerbild: Malte Klauck von Hamburg Fotografiert (CC-BY)