Seite wählen

Die Welt ist gerade ganz schön durcheinander. Mein sonst sehr stabiles Grundvertrauen ist ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten. In Syrien gehen Welt- und Regionalmächte aufeinander los und agieren dabei teils unentschlossen, teils bar jeder Skrupel vor dem Leben der Zivilbevölkerung. Europa renationalisiert sich von den Rändern her. Seehofer und Co. füttern wie eine Kindergartengruppe im Krokodilterrarium die braune Brut an. Gleichzeitig werden wir in den nächsten Monaten und Jahren sehr vielen Menschen humanitär beistehen müssen. Sei es den zu uns Vertriebenen, sei es entlang ihrer Fluchtwege.

Doch, wir können das schaffen. Um hier mal das neue Mantra der Kanzlerin zu bemühen. Oder?

Was mich nämlich wirklich beunruhigt sind die kleinen Risse, die sich plötzlich dort bilden, wo ich sie wirklich nicht erwartet habe. Beispielsweise wenn eines der Fachmagazine meiner Branche an dem Kolumnisten Roland Tichy festhält. Tichy war ohne Frage ein streitbarer wirtschaftsliberaler Konservativer lange Zeit. Doch dieser Tichy verblasst immer schneller hinter einer neurechten Ideologie. Wer das nach einem Blick in seinen Blog nicht erkennt, wer zudem nicht erkennt, wem er auf dieser Plattform eine gar nicht mal kleine Bühne gibt, verdrängt eine beunruhigende Realität. (Ausführlicher bei Übermedien).

Dieser Roland Tichy fungiert – immer noch – für das Netzwerk XING als Herausgeber. Seit ein paar Wochen kündigt mein Umfeld daher fleißig Premiummitgliedschaften. Und er schreibt eben eine Kolumne für das PR Magazin. Spätestens seit der letzten Nummer auch dort mindestens verschwurbelt, aber irgendwie auch jenseits einer Grenze.

Das PR Magazin wird an Tichy festhalten. Was gleichzeitig bedeutet, dass sie die Kolumne meines Freundes Wolfgang verlieren.

Ich kann und werde nicht auf einer Plattform schreiben, die Roland Tichy Raum als Kolumnisten gibt.
[…] Wer sich gemein macht mit dem neurechten Geraune eines Tichy, kann das gerne tun. Ich empfinde das für mich als eine Beschädigung meiner Person und meiner Integrität.
Wolfgang Lünenbürer-Reidenbach ¡No pasaran!

Ich hege Hochachtung für diese Entscheidung von Wolfgang. Und setze darauf, dass die Branche sich dieser Hochachtung anschließt und sie zum Ausdruck bringt. Dass Roland Tichy in einem wichtigen Branchenmagazin Raum für seine ihm entglittene Haltung bekommt und den Kanal verstopft, muss ein Fehler in der Matrix sein. Da müssen wir ran. Fehler in der Matrix muss man bekanntlich sorgfältige Aufmerksamkeit schenken.

Übrigens: Zufall oder nicht. Wolfgang hat exakt zwei Jahre zuvor über seinen Grundsatz geschrieben, nie wieder auf Podien ohne relevanten Frauen-Anteil aufzutreten. Aber sein Blog heißt ja auch Haltungsturnen.