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Bundesdeutsche Schulpolitik leidet seit Generationen unter zwei wesentlichen Problemen. Das eine ist die chronische Unterfinanzierung, die sich übrigens trotz aller Lippenbekenntnisse weiter fortsetzt.

So müssen etwa die Lehrkräfte an der Grundschule meiner Tochter derzeit einmal mehr den doppelten Salto im gestreckten Spagat machen, weil – und das ist für diese Jahreszeit ja nicht überraschend – drei Kollegen wegen Krankheit ausfallen. Die Vertretungsreserve wurde längst kassiert. Vertretungskräfte von außen gibt es nicht. Das gibt weder der Haushalt noch der leergefegte Arbeitsmarkt her.

Dass trotzdem kaum Unterrricht ausfällt, ist Lehrern zu verdanken, die sich über alle Grenzen hinaus engagieren und dafür allzu oft Raubbau an ihrer Gesundheit treiben.

An der weiterführenden Schulen sieht es nicht viel besser aus. Dort behilft man sich mit sogenannten Studientagen. Was sich gut anhört, ist allerdings nur ein hübsches Wort für Unterrichtsausfall, den es offiziell ja nicht geben darf.

Aus der Unterfinanzierung erwächst denn auch das zweite Problem. Da sich Bildungspolitiker nicht substanziell profilieren können, betreiben sie eben Symbolpolitik. Mindestens einmal je Legislatur wird Schule – auf dem Papier – neu erfunden. Und kaum ein Konzept wird jemals zu Ende umgesetzt. Verschärft wird diese Diskontinuität in den Ländern, wo auch schon mal die Mehrheiten wechseln.

Konservative Mehrheiten versuchen dann wider alle Vernunft und Demographie das dreigliedrige Schulsystem inklusive Hauptschule zu zementieren, SPD-geführte Landesregierungen träumen gegen den erklärten Elternwillen von Einheitsschulen und der Schleifung der Gymnasien.

Ich bin überzeugt, dass bayrische Schulen nicht etwa deswegen bessere Ergebnisse erzielen, weil sie nach dem besseren System arbeiten, sondern weil sie dank stabiler CSU-Mehrheit nicht ganz so oft den Launen der Bildungspolitik ausgesetzt waren.

Wenn der SPD-Landesvorsitzende Garrelt Duin es mit seinem Friedensangebot ernst meint, sehe ich darin eine Chance, auch in Niedersachsen endlich stabile Verhältnisse zu erzielen. Mit einer Bestandsgarantie für die Gymanasien ginge die SPD einen Schritt auf die CDU zu. Das ist doch ein Angebot. Jetzt müsste die CDU nur noch etwas mutiger als ohnehin über das unvermeidliche Ende der Hauptschulen nachdenken und ein Kompromiss wäre in Sicht.

Ein von allen Parteien getragener Kompromiss über die künftige Schulstruktur verbunden mit dem Versprechen, das Thema mindestens 20 Jahre lang nicht wieder für Stimmenfang aufzugreifen. Für die Lehrer, Kinder und Eltern wäre es ein Segen.

Doch leider scheint es auf Seiten von CDU und FDP keine Sehnsucht nach Frieden zu  geben. Schade.