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Tee-Ensemble im Cafe K

Vorweg: Wir sind hier im Oldenburgischen. Ostfriesland ist etwas weiter westlich.* Die ostfriesische Teezeremonie ist hier zwar durchaus bekannt, wahre Experten sind wir aber nicht. Zwei ganz wichtige Voraussetzungen für guten Ostfriesentee sind aber auf jeden Fall gegeben: Aus dem Wasserhahn kommt Wasser. Und wir sprechen Platt.

Hauptdarsteller der Teezeremonie sind Tee as Ölje, een Kluntje as’n Sliepsteen und een Wulk Rohm. Weitere Rollen bekleiden Wasser, feines Porzellan und de Leepel.

Zunächst zum Tee as Ölje: Den Tee bereitet man traditionell, indem man pro Tasse einen Teelöffel Teeblätter und einen für die Kanne extra nimmt. Die Teezubereitung erfolgt nach dem üblichen Muster. Tee in die vorgewärmte Kanne geben, mit sprudelnd kochendem Wasser übergießen und mindestens drei Minuten, gerne auch etwas länger ziehen lassen. Wirklich sehr wichtig ist übrigens, dass man Wasser verwendet. Rheinuferfiltrat ist ungeeignet.

Die ostfriesischen Teemischungen aus den Teehäusern Thiele (Emden), Bünting (Leer) oder Onno Behrends (Norden) sind sehr ergiebig. Selbst wenn man kleine Teelöffel und größere als die in Ostfriesland üblichen Tassen unterstellt, erhält man mit dieser Mengenangabe einen sehr kräftigen Tee. Ich nehme daher nur zwei normale Teelöffel für eine große Kanne und lasse den Tee auch nur zwei Minuten ziehen. Dann wird der Tee allerdings nicht „as Ölje – dick wie Öl.“

Getrunken wird der Tee aus kleinen, eher flachen Tassen aus feinem Porzellan. In die Tasse legt man zunächst einen Kluntje as’n Sliepsteen. Kluntje ist sehr grober Kandiszucker, den es auch im Süden Deutschlands zu kaufen gibt. Kluntje groß wie ein Schleifstein ist hingegen auch hier oben eher nicht zu bekommen. Früher wurde Kandis jedoch in groben Klötzen angeboten, von dem man richtig dicke Stücke mit einem Hammer abschlagen konnte. Der Kluntje hätte die ideale Größe, wenn er etwas über den Tassenrand hinausragt. Ein normaler Kluntje tut es aber auch, dann muss man nur von Zeit zu Zeit nachlegen.

Über den Kluntje wird der heiße Tee gegossen. Ein heiliger Moment, da der harte Zucker Risse bekommt und wunderbar knistert. Fast ebenso heilig ist der nächste Schritt. Mit einem speziellen Löffel, der einer winzigen Suppenkelle ähnelt, wird mit großer Vorsicht Rahm im Tee versenkt. Dadurch bildet sich een Wulk Rohm im Tee.

Diese Sahnewolke wird bitte nicht umgerührt. Am besten man rührt den Teelöffel erst gar nicht an, denn das würde zu erheblichem Verstimmungen mit der Gastgeberin führen. Der Löffel – de Leepel – hat nur einen einzigen Zweck. Mit ihm zeigt man an, dass man keinen weiteren Tee trinken möchte. Dazu stellt man seinen Löffel in die Tasse. Das sollte man keinesfalls vor Leeren der siebten Tasse machen. Und selbst das könnte noch als Beleidigung ausgelegt werden.

Die Frage nach der richtigen Teesorte, ist reine Geschmacksfrage. Oder man lässt sich von ökonomischen Grundsätzen leiten. Das Teehandelshaus Bünting (Leer) hat sich zu einem mächtigen Handelskonzern ausgewachsen und Onno Behrends wird von Seevetal aus durch die Laurens Spethmann GmbH (Meßmer, Milford) geführt. Lediglich Thiele & Freese aus Emden ist noch ein übersichtlicher als Familienbetrieb.

In unserer Familie wird traditionell Bünting Grünpack verwendet, den ich auch im Haus habe. Viel häufiger trinken wir hier allerdings einen einfachen Darjeeling Blatttee, weitgehend ohne Beachtung der Teezeremonie. Ostfriesische Tradition pflegen wir hingegen fast an jedem Sonnabend im Cafe K.

* Ich muss diesen etwas schrägen Satz in Zukunft hier entweder regelmäßig hinschreiben oder das Thema vielleicht einmal in einem kurzen Beitrag klären. Wer sich abschließend verwirren möchte: Es kursiert auch die Ansicht, es gäbe einen Unterschied zwischen Ostfriesland und Ost-Friesland.

Anmerkung: Dieser Artikel musste sowieso irgendwann geschrieben werden. Dass er jetzt erscheint, ist dem besonderen Wunsch eines Lesers geschuldet. Daher der Titel.