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Als am vergangenen Donnerstag auch dem Letzten in der Aula der HRS Arngaster Straße klar sein musste, dass an einer deutlichen Mehrheit gegen Karl-Heinz Funke und seine Rumpf-SPD kein Zweifel mehr besteht, ergriff der soeben ab- und nicht wiedergewählte Ratsvorsitzende das Wort.

Neben der zu erwartenden Kritik an der „Feigheit“, die Abwahl im Geheimen zu vollziehen – die Grünen hatten geheime Abstimmung beantragt -, kündigte er einen neuen Stil für seine Mitarbeit im Rat an:

Der Verlust des Amtes an sich schmerze ihn nicht besonders, ja ein bisschen freue er sich sogar. Endlich sei er von der Last der Neutralität als Ratsvorsitzender befreit und könne nun seine Meinung deutlicher artikulieren. Und so mancher, der sich über seine Abwahl heute freue, werde sich seine Zurückhaltung von Amts wegen schon bald wieder zurücksehnen.

Wie es um Funkes Neutralität im Ratsvorsitz in der Vergangenheit bestellt war, lassen wir einmal dahingestellt. Man sollte die Ankündigung jedoch unbedingt als unverhohlene Drohung verstehen, dass Karl-Heinz Funke „seiner Art“ künftig freien Lauf lassen wird, wenn Rat und Rathaus nicht so wollen, wie er das gerne hätte.

Gegen Ende der Sitzung, als viele Bürger schon gegangen waren, blitzte der neue Stil übrigens schon einmal kurz auf:

Nach einer von der SPD ausgelösten vollkommen überflüssigen Verwirrung um den Wahlmodus zum stellvertretenden Bürgermeister kam es zu einer erneuten Prüfung der Rechtslage durch die Verwaltung. Danach legte sich sich der hauptamtliche Bürgermeister Gerd-Christian Wagner auf den seiner Auffassung nach einzig rechtmäßigen Modus fest. Er versprach gleichzeitig – eigentlich im Sinne der SPD -, den Sachverhalt im Nachgang kommunalrechtlich erneut zu prüfen.

Funke explodierte daraufhin förmlich und schwadronierte über die Verletzung der Würde des Rates, wenn dieser jetzt nur noch unter Vorbehalt nachträglicher rechtlicher Prüfung entscheiden könne. Und er bestand auf Streichung der Aussage des Bürgermeisters aus dem Protokoll.

Die Aufregung war inhaltlich in keiner Weise gerechtfertigt. Es ist hoffentlich eine Selbstverständlichkeit, dass unter dem Zeitdruck einer Sitzung getroffene rechtliche Festlegungen der Verwaltung vorsichtshalber nachträglich geprüft werden. Sich darüber aufzuregen, war die eigentliche Missachtung der Würde des Rates. Und es war eine ganz bewusst gerittene Attacke auf seinen vermeintlichen Widersacher im Bürgermeisteramt.

Gottlob lässt sich Gerd-Christian Wagner von so etwas nicht aus der Ruhe bringen. Er stimmte der Protokollkorrektur zu und nahm Funke ganz sachlich den Wind aus den Segeln.

So voll wie am Donnerstag wird es auf einer Ratssitzung wohl so bald nicht wieder sein in Varel. Ich glaube aber, die Vareler Bürger tun gut daran, dem Geschehen im Rat auch in Zukunft große Aufmerksamkeit zu widmen. Karl-Heinz Funke braucht Publikum. Und zwar eines, das ihnen spüren lässt, dass „seine Art“ nicht mehr in diese Zeit passt.