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VfL-Stadion? Seit wann spielen die Oldenburgerinnen im Stadion?

Ich halte den sogenannten Verkauf der Namensrechte an Fußballstadien für eine schlechte Idee. Fast immer geht dabei ein gutes Stück Vereinstradition und regionale Identität verloren.

Dies gilt in besonderer Weise für Bochum. Dort wurde im Sommer 2006 das Ruhrstadion in Rewirpower Stadion umbenannt. Da aber offenbar kein Unternehmen aus der freien Wirtschaft sich für die angestrebte Summe mit dem Bochumer Stadion schmücken wollte, hat man sich statt dessen für eine typisch Bochumer Lösung entschieden.

Der eher mittelmäßig finanzierte VfL Bochum kann jeden Euro brauchen. Doch wirklich große Sponsoren interessieren sich natürlich nicht für einen Fahrstuhl-Verein, der zudem unter einem recht eigenwilligen Vorstand leidet.

Die Stadt wollte gerne aushelfen, was aber angesichts einer angespannten Haushaltslage kaum möglich war. Doch für solche Situationen gibt es ja städtische Beteiligungen. Die haben zwar eigentlich die Aufgabe, die Versorgung der Bürger mit Infrastrukturgütern sicherzustellen, doch lassen sie sich auch ganz gut für undurchsichtige Geldabflüsse missbrauchen. Zumal dann, wenn an der Spitze solcher Unternehmen Geschäftsführer wirken, die statt sich um die Bürger zu bemühen, lieber Weltkonzern spielen und sich deshalb mit einer Marke wie rewirpower schmücken.

Der Deal war dann am Ende der, dass die Stadtwerke Bochum dem VfL eine durchaus ansehnliche Summe für die Namensrechte am Ruhrstadion überwiesen haben. Das mindert den Gewinn der Stadtwerke und hat in sofern mittelbar negativen Einfluss auf die Haushaltslage der Stadt Bochum. Begründet wurde das Engagement seitens der Stadtwerke damit, dass die zusätzlich Strahlkraft des Stadionnamens die Marke Rewirpower bekannter macht und die Absatzchancen für Strom der Stadtwerke auch außerhalb der Region erhöht.

Das ist erwartungsgemäß kaum gelungen, was angesichts des starken Wettbewerbs auf dem Markt für Strommarken niemanden verwundern wird.

Doch kommen wir zum Anlass dieses Artikels. Vorgestern wurde bekannt gegeben, in welchen Stadien die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im Jahre 2011 stattfinden soll. Auch dabei: Das VfL-Stadion in Bochum.

Welches Stadion?

Nun. Bei meinem lokalen Holzmedium – bzw. bei seinem Grafiklieferanten – arbeitet offenbar jemand, der sich mit den Gepflogenheiten der Fifa auskennt. Die mag es bekanntlich gar nicht, wenn sich Unternehmen im Bereich der Stadien tummeln, die nicht zum offiziellen Kreis der Sponsoren gehören. Zur WM 2006 wurden daher alle Stadien mit Namensponsor in Fifa WM Stadium WoAuchImmer umbenannt.

Es ist davon auszugehen, dass das zur Frauen-WM nicht anders gehandhabt werden wird. Folgerichtig benennt meine Zeitung das Bochumer Stadion im Zusammenhang mit der Frauen-WM nicht mit dem Sponsorennamen. Allerdings auch nicht mit dem historischen Namen Ruhrstadion.

Und das – jetzt komme ich endlich zum Punkt – ist unter Aspekten des Regionalmarketings mehr als bedauerlich.

Wäre es nicht wunderbar gewesen, wenn sich im Anschluss an das Kulturhauptstadtjahr die Region Ruhr gleich noch einmal medienwirksam aus dem Ruhrstadion gemeldet hätte? Wäre es! Aber diese Chance ist nun wohl perdu. Und warum? Wegen einer typisch Bochumer Lösung.

Ich habe in dieser Sache Anfragen an Fifa, Stadt Bochum und den VfL Bochum gestellt. Eine Antwort erhalten habe ich bislang lediglich von der Stadt Bochum. Dort geht man davon aus, dass das Stadion zur WM nicht umbenannt werden muss. Schwer vorstellbar, oder?

Nachtrag (23.05 Uhr): Beim VfL Bochum ist nach Aussage des Pressesprechers nicht bekannt, wie das Stadion während des Turniers heißen wird. Man kann allerdings der Idee, es vorübergehend wieder Ruhrstadion zu nennen, etwas abgewinnen und will die Idee weitergeben.

Ach, ja! Trotz allem freue ich mich natürlich sehr über den Zuschlag für Bochum für die Frauen-WM. Im Ruhrstadion wäre es nur noch viel schöner gewesen.