Nennt mich altmodisch, zickig, verbohrt…, aber ich finde es gibt Dinge, die tut man einfach nicht.
Ich finde es beispielsweise ziemlich daneben, seine – potentiellen – Kunden zu verschaukeln.
Der Software-Gigant Microsoft bzw. die von dort beauftragten vm people tun es derzeit trotzdem. Seit ein paar Tagen gibt es ein Blog, dass dem unbedarften Leser den Eindruck vermittelt, die unglücklich entliebte Clara sei auf einer anrührenden Suche nach dem Stein in Digitalien.
Zwar kommen einem bei der Lektüre schon Zweifel, ob diese vor Echtheit triefenden Texte wirklich aus der Edelfeder einer Blog-Anfängerin stammen können. Auch kann man sich nur schwer vorstellen, dass es an deutschen Hochschulen Dozenten gibt, die so ein Naivchen wie Clara mit dem Hausarbeitsthema „Digitales Deutschland 2009“ auf die Straße schicken.
Anderseits zeigt Clara nicht gerade das tollste Händchen beim Design ihres Blogs und ein ziemlich echt wirkendes Facebook-Profil hat sie auch.
Wer also nichts ahnend über Clara stolpert, könnte sie durchaus für echt halten und sich für sie interessieren, sich bei Facebook mit ihr anfreunden, sie nett und sympathisch finden.
In Wahrheit ist Clara natürlich alles andere als echt. Ihre Texte stammen aus der Kreativabteilung von vm people und für Fotos und Filme wurde eine Schauspielerin engagiert. Das steht – reichlich verklausuliert – übrigens im Impressum des Blogs. Aber wer liest das schon?
Nun mag man einwenden, dass derzeit kaum jemand unbedarft über Clara stolpern dürfte. Die meisten, die sich mit dem Blog auseinandersetzten sind bekanntere Blogger, die per merkwürdiger Post – viral sozusagen – auf die Fährte gesetzt wurden und daher vorgewarnt waren. Aber spielt das eine Rolle? Das Blog steht schließlich offen im Web herum. Das Facebook-Profil ebenso.
Für mich ist das Schleichwerburg. Das sehen die Macher bei vm people natürlich anders. Sie haben – vertreten durch Amos – gestern im Werbeblogger-Podcast versucht, die Kampagne zu erklären und zu rechtfertigen. Nur teilweise befriedigend, wie ich finde.
Neben vielen anderen Dingen wäre übrigens noch die Rolle der Interviewpartner zu klären. Denn man fragt sich ja schon, warum sich mehr oder wenige bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Bloglebens vor den Karren von Microsoft spannen lassen.
Nach meinen bisherigen Erkenntnissen haben sich die vm people und Microsoft zumindest in einem Fall vorsichtshalber erst gar nicht zu erkennen gegeben. Vielleicht nur eine Nachlässigkeit, aber eine, die durchaus auch in Schwierigkeiten für die betroffene Person hätte münden können. In anderen Fällen scheinen „Gegenleistungen“ vereinbart worden zu sein. Kann man machen, muss ich ich aber nicht in Ordnung finden.
Nachtrag: Ich finde virales Marketing nicht grundsätzlich schlecht. Gerade die vm people hatten jüngst gezeigt, dass es durchaus gute Ansätze gibt.
Nachtrag II:
Na geht doch. Inzwischen steht Microsoft dran. Und unter Behind the Scenes gibt es ein „hintergründiges“ Video.
Bleibt ja fast nur noch die Frage, was es soll und wem es nützt. Aber das ist mir eigentlich fast egal.
Bin mir gerade unsicher, welche Personen(en) gemeint sind, deren Rolle zu klären wäre: Meinst du J. und Roland vom Werbeblogger oder die Personen, die wohl im mittlerweile verschwundenen / gelöschten Video (oder den Videos) im Clara-Blog zu sehen sind?
Hmm. Ist das nicht klar? Da steht doch Interviewpartner. Aber um es konkret zu machen. Gemeint sind diejenigen, die in den Videos auftauchen. Derzeit ist allerdings nur (noch) eines online. Weitere werden aber bald kommen. Tim Renner soll auf der Agenda stehen, und Anton Waldt von der Debug.
Roland und J. haben keinerlei aktive Verbindung zu dieser Kampagne. Der Podcast ist durch meine Recherchen ausgelöst worden.
Danke für die Klärung. „Interviewpartner“ kam mir vorhin mehrdeutig vor, denn schließlich haben die Werbeblogger mit euch beim Podcast ja auch irgendwie ein Interview…
Auf die Gefahr mich zu wiederholen und unbeliebt zu machen, aber: Vom Viralen, dem Versteckspielen und dem Mist, dass nicht die Coolen zuerst auf die Idee gekommen sind. [Von dem, höchst bedenklichen, proprietären mobilen Apfelapplikationsgetue möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht anfangen…]
@rebusch: Alter Kryptiker ;-) Aber Du hast recht. Wir wandern alle auf schmalem Pfad.
Wie wir es ja schon erwähnt haben im Podcast selbst: Bezahlt hat uns unser eigener Job, der nichts mit Bloggen und Microsoft zu tun hat.
Wir hören als Werbeblogger nur hinein in das, was sich so tut in der „Marketing-Blogosphäre-Mundpropaganda-Word-of-Mouth-Viral-und-so-Kampagnen“.
Das nächste Mal kläre ich reine Verständisfragen per Mail ;) Am Ende unterstellt man sonst noch mir, ich würde Roland und J. irgendetwas unterstellen – was ich nie vorgehabt habe.
Als Notiz am Rande, da ich es nervig finde und unnötig aufgebauscht, ich wurde über den Kontakt eines Berliner Freundes und Bloggers für ein Filmprojekt gefragt, woraufhin ein seltsames Video entstand und das Releasse-Form immer noch nicht in meinem Posteingang ist. Von Microsoft war nie die Rede und auch keine Bezahlung, da sich das nicht mit meinem Job vertragen würde. Unprofessionell und intransparent, irrelevant, mehr nicht.
Na klar geht das. Hatte ich ja auch angekündigt.
Wir nehmen alle Anmerkungen sehr ernst und sind
nach wie vor offen für den Dialog.
Schönen Gruss
Amos
„Das steht – reichlich verklausuliert – übrigens im Impressum des Blogs. Aber wer liest das schon?“
Also bei „Wer liest das schon?“ stimme ich dir zu, aber ich finde das Impressum nicht so verklausuliert, sondern recht eindeutig – oder sollten sie den Text mittlerweile (durch Druck von außen) geändert haben:
“Journey to Simplicity†ist eine Social Media Experience die mit der Unterstützung von Microsoft Deutschland zum Launch von Windows 7 durchgeführt wird. Unter einer Social Media Experience versteht man eine digitale Erzählung die durch die Leser aktiv gestaltet und beeinflußt werden kann. Charaktere sind fiktiv, allein der Fantasie der Autoren entsprungen und werden von Schauspielern verkörpert, die dabei aber wie reale Persönlichkeiten agieren.
@In Klausur: Als die Seite auf den Markt kam, hatte sie noch nicht mal ein Impressum ;-)
„@In Klausur: Als die Seite auf den Markt kam, hatte sie noch nicht mal ein Impressum ;-)“
„Wenn das so ist: Abmahnen! Abmahnen! Abmahnen!“
– Verzeihung, da ist wohl wieder eine alte Internet-Kriegs-Verletzung bei mir durchgebrochen ;-)
Die will n Video über mein Internetloses Leben drehen.