Ergänzend zu meiner grundsätzlichen Beurteilung dieser peinlichen Aktion der Funke-„Freunde“nun noch ein paar inhaltliche Anmerkungen:
Zur Überschrift der Anzeige:
Soso,
„[d]ieser Mann kann [also] Türen öffnen, von deren Existenz viele von uns keine Ahnung haben.“
Das hört sich für meine Ohren irgendwie so an, als sei Varel – oder wo immer diese Türen stehen mögen – nicht auf dem Boden von 60 Jahre Grundgesetz und Rechtsstaatlichkeit gelegen, sondern die Provinz einer Bananenrepublik.
Bedauerlich, dass es solche „Türen“ auch in demokratisch verfassten Staaten leider gibt, schlimm genug, dass nicht jeder sie gleichermaßen zu öffnen vermag. Sich aber mit dem Herrschaftswissen zu brüsten, nur man selbst wisse, wo die Türen überhaupt sind, zeugt von einem armseeligen Demokratieverständnis.
Die ersten drei Absätze der Anzeige dann sind im Wesentlichen Medienschelte. Ich bin nun selbst jemand, der immer wieder öffentlich Fragen an die Arbeit der NWZ gestellt hat. In sofern will ich Medienschelte nicht grundsätzlich kritisieren.
Eines jedoch ist hanebüchen. Natürlich nennt eine Zeitung nicht jede ihrer Quellen. Es im Gegenteil ein hohes Gut der journalistischen Arbeit, seine Quellen zu schützen. Ob der Leser dergleichen unbelegten Aussagen Vertrauen schenkt, bleibt ihm anheim gestellt. Dabei spielt das Vertrauen in die Autoren und die Zeitung an sich eine große Rolle. Und an dieser Stelle sollten die Unterzeichner sich fragen, warum sie denn eben diesen Autoren, eben dieser Zeitung in der Vergangenheit vertraut haben.
Im Anschluss stellen die Unterzeichner Fragen:
- Ob etwa schädlich sei, gegen die Einstellung eines – vermeintlich zu teuren – Ersten Stadtrats zu argumentieren.
Nein! Das ist überhaupt nicht schädlich. Doch seit wann ist es denn üblich, gegen eine absehbare politische Niederlage vor Gericht zu ziehen? - Oder ob schade, dass jemand sich als „Vertauensmann und Ansprechpartner der Bürger“ zur Verfügung stelle und Hilfesuchenden stets zur Seite steht.
Aber nein! Doch hat dieses hoch zu schätzende Verhalten irgendjemand kritisiert? Wenn überhaupt, dann zielt die Kritik doch wohl kaum auf das „ob“ der Hilfe, sondern auf das „wie“ und um „welchen Preis“. - Weiter wird gefragt, ob es Varel schade, dass Funke gute Beziehungen zu Spitzenpolitikern auch anderer Parteien pflege.
Nö. Schadet nicht. Aber stimmt das denn noch? Warum haben dann diese Spitzenpolitiker oder wenigsten ein oder zwei Vertreter aus der zweiten Reihe eigentlich nicht ebenfalls unterzeichnet? Das wäre der Glaubwürdigkeit der Sache sicher nicht abträglich gewesen.
- Und schließlich wird einmal mehr gefragt, ob nicht der Rat der Stadt Varel in Wahrheit der Stadt geschadet habe, als er Funke im Frühjahr abwählte.
Über die Antwort kann man natürlich geteilter Meinung sein. Ebenso wie bei der Frage, ob eine Mehrheit von Bürgern über die Abwahl den Kopf schüttelt oder nicht vielmehr ganz froh über die Zäsur war. Wie wird diese Mehrheit denn ermittelt? Bauchgefühl?
Fest steht, dass eine deutliche Mehrheit des von den Bürgern dieser Stadt gewählten Rates die Abwahlentscheidung getragen hat. Den „gefühlten“ Bürgerwillen über die Autorität des Rates zu stellen, ist erneut Zeugnis äußerst schräger Ansichten über Demokratie.
Den Forderungen und Wünschen der Unterzeichner schließlich kann man sich nur unumwunden anschießen. Offene Diskussion, Schluss mit ständiger Agitation und eine unabhängige Berichterstattung der Presse. Wer will das nicht. Ebenso wie Bewegung in Varel, für die jeder mit seinen Kompetenzen und Kräften hart arbeitet ohne persönlichen Animositäten zu viel Platz zu einzuräumen.
Die Unterzeichner wünschen sich abschließend, man möge doch bitte nicht die Popularität Funkes zerstören. Einverstanden!
Ich hätte auch eine Idee, wie man an diesem Ziel arbeiten könnte. Funke fügt sich in die demokratischen Gegebenheiten und stellt seinen Einfluss unvoreingenommen dann zur Verfügung, wenn er gefragt ist. Und seine „Freunde“ nehmen künftig Abstand davon, politisch motivierte Anzeigen zu schalten.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Verantwortliche der Anzeige bzw. sein Geschäftskollege den kurzen Weg über “unsern Karl-Heinz“ schätzten, weil der für diese beiden Geschäftigen bares Geld bedeutete. “Unser Karl-Heinz“ selbst muss nicht unbedingt selbst von seinem Handeln profitiert haben, ich glaube sogar, er selbst hatte tatsächlich nichts davon. Aber die Geschäftigen könnten aus billig gewonnenem Ackerland einen Zauberkünstler vor sich gesehen haben, der ihnen dieses Ackerland zu Höherwertigem hätte verzaubern können – wenn man dem Zauberer den Zauberstab gelassen hätte – und wenn es da nicht einen revolutionären Che Gue Wagner geben würde … Wohlgemerkt, man könnte den Eindruck gewinnen.
Hinter vorgehaltener Hand und dann auch nur im Dunkeln wird gemunkelt, dass das was …