Unter Print-Journalisten und solchen, die es werden wollen – vulgo Online-Journalisten ;-) – scheint nach wie vor der Anspruch zu gelten, immer alles selbst machen zu wollen.
So werden in Deutschland jeden Tag weit über 100 überregionale Mantelausgaben produziert, die sich bei näherem Hinsehen nicht wirklich unterscheiden. Das ist wenig verwunderlich, setzen doch alle Blätter weitgehend auf die gleichen Quellen und übernehmen unter dem zunehmenden Zeitdruck geschrumpfter Redaktionen deren Texte nur allzu gern wenig verändert.
An manchen Tagen fällt das sogar am Bahnhofskiosk auf, wie Lukas kürzlich eindrucksvoll dokumentierte.
Immer öfter greifen die Redaktionen auch auf die Wikipedia zurück. Das ist durchaus legitim, birgt jedoch gewisse Risiken und außerdem sollte man
sich an die Regeln des Urheberrechts halten. Letzteres steht jedoch offenbar im Widerspruch zum oben formulierten Anspruch, so dass schon mal ganze Passagen einfach abgeschrieben werden ohne auf die Quelle zu verweisen.
Meistens merkt es ja keiner, aber wenn man doch erwischt wird, kann das ganz schön peinlich sein. So, wie im jetzt von Markus Baumer dokumentieren Fall für die WAZ.
Der Fairness halber sei angemerkt, dass die Print-Jounalisten es auch nicht eben leicht haben. Anders als im Netz kann man nicht mal eben auf die Wikipedia verlinken und ein ordnungsgemäßer Hinweis auf die Quelle verbraucht den ohnehin zu knappen Platz. Zudem ist unsicher, ob die Leser Transparenz hinsichtlich der Quellen überhaupt honorieren oder sich nicht vielmehr irritiert abwenden.
Eine Irritation, die übrigens zu den typischen Reaktionen meiner Leser aus dem lokalen Umfeld gehört. Texte zu lesen , die – wie auch dieser – statt Sachverhalte selbst aufzuklären, dem Leser einen Link nach ganz wo anders zumuten, dazu gehört eine gewisse Erfahrung.
Ich bleibe dennoch Jeff Jarvis treu und werde weiterhin den Rest nur verlinken. Ich bin mir sicher, dass in dieser Art zu schreiben die Zukunft liegt und sie zunehmend als völlig normal wahrgenommen wird. Die NWZ beispielsweise beginnt – ganz zaghaft noch – inzwischen Links auch nach außerhalb des eigenen Angebotes zu setzen.
(via Pottblog)