… so wütend wie mein Freund Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach. Wir haben beide diesen Brief gelesen. Den Brief von Henning Sußebach an seine Tochter Marie. Marie besucht die 5. Klasse eines Gymnasiums in Schleswig-Holstein. Ein Gymnasium, das sie in acht Jahren zum Abitur führen wird. Sie muss also ein Jahr schneller sein, als die meisten Erwachsenen, die ihr das zumuten.
Marie findet das in Ordnung. Sie ist eine gute Schülerin. Sie kennt die Alternative nicht. Anders als ihr Vater, der in seinem Brief seine eigene Kindheit zu der seiner Tochter in Beziehung stellt. Die Unterschiede sind dramatisch. Und Sußebach findet so eindringliche Worte für die Zumutungen für unsere Kinder, dass ich heulend vor Wut und Verzweifelung vor dem Rechner gesessen habe.
Wolfgang zieht daraus die Konsequenzen. In Hamburg hat er für seine Kinder eine echte Alternative zu Gymnasium und G8. Die Stadtteilschulen führen alle zum gleichen (Zentral-)Abitur wie die Gymnasien.
In Niedersachsen ist das vor allem im ländlichen Bereich nicht ganz so einfach. Gesamtschulen sind weit weg, die Plätze sind knapp. Zumal auch diese Schulen den kurzen Weg G8 zumindest anbieten müssen. Aber immerhin ist das G9 ebenso vorgesehen. Und die kommenden Oberschulen? Im ländlichen Raum wird dort ein gymnasialer Zweig fast nirgendwo darstellbar sein. Eine Oberstufe ist erst gar nicht vorgesehen. Was bleibt ist der Weg über Haupt-/Realschule bzw. Oberschule zum beruflichen Gymnasium.
Vielleicht dramatisiere ich, aber für meine Kinder sehe ich der Schulwahl mit Schrecken entgegen. Die IGS Friesland bedingt stundenlange Busfahrten. Am Ort kann ich nur zwischen Gymnasium und – voraussichtlich – Oberschule wählen und darf noch nicht einmal selbst entscheiden, welche der beiden Oberschulen mit besser gefällt.
Es wird daher allerhöchste Zeit für die eine zweite IGS in Friesland. Die Initiative in Zetel sollte die volle Unterstützung aus Varel bekommen. Künftige Eltern sollten eine echte Wahl haben zwischen Gymnasium, IGS und Oberschule. Das dabei die Zahl der Oberschulen ggf. abnimmt ist bedauerlich, aber angesichts der ohnehin fehlenden Wahlmöglichkeit auch verschmerzbar.
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