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An einem Tag wie diesem kann eine Zeitung, die bereits um 3:11 Uhr* in unserem Briefkasten lag, eigentlich nur unsexy sein. Fast alles was einen heute bewegen mag, hat seine entscheidende Wendung lange nach dem Andruck dieser Zeitung genommen.

Doch auf den Seiten „Sport in Friesland“ der NWZ gab es dann doch noch einen Text, der mich fast genauso berührt hat, wie die Dankesrede von Barack Obama. Thema sind die Punktspiele der Landesliga im Boßeln vom Wochenende. Darin finden sich Passagen, wie diese:

„Dabei sorgten Schweinebrück und Cleverns mit ihren spektakulären Siegen über die bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Halsbek und Kreuzmoor […] für Furore.“

oder diese:

„Am nächsten Wochenende reist Cleverns zum Tabellenletzten nach Schweewarden. Die kniffelige Deichbahn hat es in sich, allerdings konnten die Schweewarder in dieser Saison noch nicht punkten.“

Ich vermute, nur wenige können sich für solche Texte in ähnlicher Weise begeistern, wie ich. Für mich jedoch sind sie aus verschiedenen Gründen anrührend:

Sie erinnern mich an meine Kindheit am Jadebusen. Auch wenn ich mich – wie von jeder Art Sport – vom Boßeln ferngehalten habe, war es allgegenwärtig. Die Gaststätte meiner Großeltern war das zu Hause des inzwischen mit dem Erzfeind Grabstade Ost vereinten Vereins Grabstede West. Zudem war mein Vater lange Jahre Schriftführer im vor allem durch seine Frauenabteilung bekannten Verein Augusthausen. So wunderschöne Ortsnamen wie Schweinebrück oder Kreuzmoor waren also regelmäßig Tischgespräch.

Zudem werfen diese Texte ein wunderbares Licht auf einige Züge meiner neuen alten Heimat. So ist etwa die höchste Liga – die Landesliga – nicht etwa die des Landes Niedersachsen, sondern die des Landes Oldenburg. Geboßelt wird in Deutschland nämlich in zwei sauber voneinander getrennten Verbänden mit jeweils eigener Landesliga. Der des Landes Oldenburg sowie der der ostfriesischen Nachbarn westlich von uns. Im Boßeln spiegelt sich also Geschichte. Eine Geschichte, die sich bis heute in den Charakteren der Menschen dies- und jenseits der landschaftlich kaum erkennbaren oldenburgischen Grenze widerspiegelt.

Und schließlich diese Ortsnamen. Die meisten Vereine haben ihre Wurzeln in den vielen kleinen Orten, die die Gegend hier oben prägen. Fast alle haben – wenn überhaupt – nur ein paar hundert Einwohner. Oft sind es nur Ansammlungen von einigen Höfen und der unvermeidlichen Kneipe. Dort gibt es die Straßen, die man zum Boßeln braucht. Und fast alle haben höchst peotische Namen. Kleine Auswahl gefällig?

SchweinebrückBredehornHalsbekReitlandMentzhausenHaarenstrothRosenbergPortslogeRuttelSandelermönsBohlenbergerfeldAstedeMooriemLeuchtenburg

Wenn ich mal viel Zeit habe, mache ich vielleicht eine Serie, in der ich einige dieser Orte porträtiere.

* Ich war da gerade auf den Beinen. Ein Kind brauchte meine Fürsorge.