Die Wilhelmshavener Zeitung hat mich gebeten, von Zeit zu Zeit die Kolumnenspalte auf der Multimedia-Seite zu füllen. Hier liefere ich die Nummer 5 nach, die schon im Februar gedruckt erschienen ist.
Ein Schiff wird kommen: Diese Hoffnung eint viele Menschenin der Region mit Blick auf den JadeWeser-Port. Doch in den Zeitungen ist eher vom Gegenteil zu lesen. Statt in Millionen werden die umgeschlagenen Container in Tausenderschritten gezählt.
Aber wie viel ist eigentlich wirklich los auf der Jade? Um das herauszufinden, braucht man wetterfeste Kleidung, ein starkes Fernglas und viel Geduld auf dem Deich. Oder aber – wie sollte es anders sein – man bemüht das Internet. Mit Diensten wie Marine-Traffic oder FleetMon kann die Position jedes einzelnen Schiffs bequem vom heimischen Schreibtisch oder per App auf dem Smartphone verfolgt werden.
Dabei machen sich diese Dienste ein System namens AIS zu nutze. Die AIS-Sender der Schiffe senden ständig Positionsdaten inklusive Kurs, Geschwindigkeit und Tiefgang. Auch der Zielhafen und die geschätzte Ankunftszeit werden übermittelt. Das AIS-System dient vor allem als Navigationshilfe und zur Überwachung der Schifffahrt. Dank des offenen Standards können die Daten von jedem empfangen und genutzt werden. Marine-Traffic und Co. sammeln die Daten ein, verknüpfen sie mit weiteren Schiffsdaten und können so den Schiffsverkehr auf ihren Plattformen darstellen.
Wer mag, richtet sich dort ein Konto ein und kann dann – teilweise kostenlos – seine Lieblingsschiffe auf Merklisten zusammenstellen oder eigene Fotos der Schiffe hochladen. Wer sich ein wenig vertieft und ein paar zusätzliche Recherchen anstellt, kommt schnell zu spannenden Erkenntnissen: Es kommt viel Öl aus Nordsee und Russland. Die Kohle an der Niedersachsenbrücke wird fast vollständig in baltischen Häfen verladen. Am Schwerlastpier des JadeWeserPorts setzt man auf Windkraft.
In den Niederlanden gehen Forscher noch ein Stückchen weiter. Sie versuchen sich an Wirtschaftsprognosen anhand der AIS-Daten.
Es ist eine Menge los auf der Jade. Nur der Containerverkehr kommt nicht Fahrt. Schlimmer noch: In letzter Zeit fuhren sogar Schiffe ohne Stopp direkt nach Bremerhaven, die hier halten sollten.
Bisherige Ausgaben dieser Kolumne:
I: Facebook? Vergessen Sie es!
II: Es macht einen Unterschied
III: Auf zur Unkonferenz
IV: Facebook im Katastropheneinsatz
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