Eigentlich schreibe ich für die Wilhelmshavener Zeitung ja eine Kolumne über Apps und Internetzeugs. Tendenziell unpolitisch. Aber ich habe mich überzeugen lassen, dass der Artikel 13 wichtig genug ist, auch mal ein politisches Thema aufzugreifen. Bitte sehr.
Kleiner Exkurs in ein komplexes Rechtsgebiet gefällig? Sie lesen gerade einen urheberrechtlich geschützten Text. Der Urheber bin ich. Niemand außer mir darf diesen Text füreigene Zwecke verwenden, es sei denn ich erteile dazu eine Erlaubnis. Die WZ hat diese Erlaubnis natürlich, sonst könnten Sie diesen Text heute nicht lesen. Sie hingegen dürfen den Text allenfalls für private Zwecke ein paar mal kopieren aber auf keinen Fall selbst veröffentlichen. Nicht auf Papier und schon gar nicht im Internet.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Sie könnten Teile meines Textes in eigenem Werk zitieren oder sich in satirischer Form darüber lustig machen. Nehmen wir einmal an, sie machen das in einem Video und laden dieses dann zu YouTube hoch. Ich entdecke das Video und möchte, dass es von der Plattform verschwindet. Bislang stünde der Rechtsweg offen oder ich könnte YouTube bitten, das Video zu löschen. Wegen der Satirefreiheit wären meine Erfolgsaussichten gering. Das Video bleibt online.
Künftig könnte es jedoch passieren, dass Sie das Video gar nicht erst hochladen können. Schuld wäre ein Uploadfilter, der erkennt, dass in dem Video ein Text von mir verwendet wird. Dazu müsste der Filter schon ziemlich intelligent sein. Ist aber technisch möglich. Scheitern dürfte der Filter daran, Ihr Video als Satire zu erkennen. Ihr Video wird also nicht erscheinen, obwohl es urheberrechtlich okay ist.
Das finden Sie doof? Dann sollten sie mal nach Artikel 13 googeln. Weitgehend unbemerkt von der erwachsenen Öffentlichkeit wird über diesen Artikel einer Reform des Urheberrechts seit Monaten in Brüssel gestritten. Tritt der Artikel in Kraft, müssten YouTube und viele andere Plattformen mich dafür entschädigen, wenn jemand diesen Text hier unrechtmäßig verwendet. Und zwar schon ab dem Moment des Uploads. Das will YouTube natürlich nicht und wird Filter einsetzen.
Menschen, denen das Internet und die Freiheit, die es bietet, lieben, laufen daher Sturm gegen Artikel 13. Übrigens quer durch alle Parteien und viele Haushalte. Fragen Sie mal ihre Kinder.