So richtig rund läuft das CorporateKrisenBlog Bleibt alles anders immer noch nicht. Aber es geht im Vergleich zu diesem Stand ein wenig aufwärts. Jüngst wurden zwei durchaus kritische Interviews des Medienmagazins Zapp mit Hombach und Reitz online gestellt.
Und mit dem letzten Beitrag haben die Essener nun einen wirklich ungewöhnlichen und wohl auch mutigen Schritt getan. Sie haben das vollständige Sanierungskonzept des Beratungsunternehmens Schickler, wie es den Redaktionen im Rahmen einer Betriebsversammlung vorgestellt wurde, zum Download (PDF) zur Verfügung gestellt.
Diese Maßnahme halte ich durchaus für geeignet, die Diskussion zu versachlichen. Dank dieser Preisgabe durchaus sensibler Daten und Planungen können nun alle – Geschäftsführung, Redaktionsleitung, Mitarbeiter und die Öffentlichkeit – auf der gleiche Basis diskutieren.
Ob es jedoch gelingt, die nicht immer konstruktiven Diskussionen aus dem gewerkschaftlich dominierten Protestblog zumindest teilweise auf die hauseigene Spielwiese zurückzuholen, wage ich zu bezweifeln.
Zum einen hat sich das Protestblog bereits ziemlich gut etabliert, zum zweiten mangelt es dem „offiziellen“ Blog nach wie vor an ernsthaften Gesprächsangeboten. Statt selbst in die Tasten zu greifen, lassen Hombach und Reitz lieber bloggen. Dabei sollten doch beide als gestandene Journalisten in der Lage sein, ein paar ehrliche Sätze zu formulieren. Wer zum Teufel ist Mediengruppe? Wer will mit dem reden? Die Zahl der Kommentare legt nahe: Niemand!
Leider gibt es wohl auch eine ausgeprägte Scheu der Mitarbeiter, sich im offiziellen Blog zu äußern, weil man sich um seinen Job sorgt. Eine Sorge, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Wer sich in diesem offiziellen Gesprächsangebot intensiv konstruktiv kritisch zu Wort meldet und dann auf der Liste der Abschusskandidaten landet, hat doch in arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen die besten Chancen zu gewinnen.
Da die Ängste aber nun einmal bestehen, könnte ja mal darüber nachdenken, wie man sie ausräumt? Etwa in dem man das Blog zu einem neutralen Provider verlagert, der sich verpflichtet, keine Nutzerdaten preiszugeben.
Nachtrag: Bei den Ruhrbaronen wird schon diskutiert.
„Wer sich in diesem offiziellen Gesprächsangebot intensiv konstruktiv kritisch zu Wort meldet und dann auf der Liste der Abschusskandidaten landet, hat doch in arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen die besten Chancen zu gewinnen.“
Sach mal, bist du so naiv, oder tust du nur so?
@ganzschönnaiv: Also ein bisschen detaillierter musst Du mit Deinem Naivitätsvorwurf schon noch werden. Dann erklär ich den Gedankengang.
Aber erst mal leg ich noch einen drauf: Wie schlimm muss es eigentlich stehen um einen Journalisten, der unbedingt für eine Zeitung arbeiten will, von der er glaubt, sie schmeißt ihn raus, wenn er sich konstruktiv an einer Diskussion beteiligt. Ich könnte das nicht.