Fliegen ist einfacher als Busfahren. Diesen Eindruck versuchen uns Fluggesellschaften mit ihrer Werbung zu vermitteln und dieser Eindruck bestätigt sich ja durchaus, wenn man als Einzelreisender ohne Gepäck innerdeutsch herumreist:
Raus aus dem Taxi, Kreditkarte durch den Automatenschlitz ziehen, Bordkarte drucken, zum Gate schlendern, einsteigen. Fertig. Allein das Entblößen an der Sicherheitsschleuse ist ein wenig lästig.
Doch Fliegen kann, das muss ich gerade leidvoll erfahren, auch sehr kompliziert werden. Und zwar dann, wenn man seine Kinder im Schlepptau hat.
Ich war bislang immer davon ausgegangen, Kinder brauchen keinen eigenen Ausweis. Als Kind hatte ich zwar einen Kinderreisepass, allerdings nur, weil meine Eltern einmal mit mir ins damals noch faschistische Spanien gereist waren und für Transitreisen nach Berlin natürlich. Für Reisen innerhalb Deutschlands und später innerhalb des Schengen-Raumes brauchen Kinder hingegen nur ihre Eltern. Dachte ich.
Weit gefehlt: Wer mit seinen leiblichen Kindern eine Flugreise antritt, muss im Besitz von Lichtbildausweisen für diese sein. Selbst für vierjährige Zwuckel. Und auch für innerdeutsche Flüge von Berlin nach Baden-Baden.
Natürlich wird einem diese wichtige Information während des Buchungsablaufes im Kleingedruckten mitgelteilt. Aber wer liest das schon?
Gelesen habe ich es dann doch. Allerdings viel zu spät. Nämlich als wir am vergangenen Mittwoch Morgen alle schon in Berlin waren und unsere zuständige Meldebehörde lockere 450 km weit entfernt. Bis zum Flug am morgigen Sonnabend noch an Kinderreisepässe zu kommen, war also mehr oder wenig unmöglich.
Es hat dann doch noch geklappt. Dank sehr flexibler und freundlicher Unterstützung der Vareler Behörden und DHL Express.
Und jetzt bin mal gespannt, ob die Ausweise nun wirklich gebraucht werden. Dank Web-Check-In sind wir bereits im Besitz der Bordkarten. Am Check-In kommen wir also schon mal vorbei. Bleibt das Gate. Kaum vorstellbar, dass in der dort üblichen Hektik noch Ausweise angeschaut werden. Ich bin gespannt, was meine Familie mir berichten wird. Selbst miterleben werde ich es nicht. Ich bleibe in Berlin und gehe dann zum Barcamp Berlin 3.
Das Argument für die rational kaum nachvollziehbare Ausweispflicht lautet übrigens „Verhinderung von Kindesentführungen“. Was für ein Schwachsinn.
Behörde und DHL. Ich hatte mal etwas ähnliches (allerdings war ich selbst Schuld, vergesslich), da haben Nachbarn, Taxi und der Nachtkurier der Bahn es möglich gemacht, alles um 22 Uhr per Telefon organisiert. Halb so teuer wie der Flug…
In unserem Fall mussten die Dokumente ja erstmal erstellt werden. Und DHL ist zwar teuer, aber immer noch günstiger als eine Umbuchung.
Gabs da nicht erst den Fall dass Kinder auf dem Urlaubsflug nicht barfuß sein durften? Das ganze Gepäck wurde auf dem Flugfeld ausgeladen, die Schuhe rausgeholt und mit ordentlicher Verspätung konnte dann gestartet werden.
Dummerweise saßen zwei nicht ganz unwichtige Leute im Flieger die daraufhin der Fluggeselschaft einen mords Ärger gemacht haben …
Aber wenn man schon abstürzt dann wenigstens ordentlich gekleidet und MIT Ausweis! :) – den übrigens niemand kontrollieren wird …
Gerhard