Achtung! Es folgt verschärfte Selbstbeweihräucherung.
Angesichts der Berichte über die gestrigen bundesweiten Schülerproteste kam mir der erwärmende Gedanke, dass einige ältere Lehrkräfte am hiesigen Lothar-Meyer-Gymnasium mit gemischten Gefühlen auf meine Rückkehr in die Region reagieren könnten.
Zwar war ich ein echter Musterschüler mit dem Zeug zum Streber, gleichzeitig aber auch unbequem. So unbequem, dass es vor den Sommerferien 1988 zu einem ganztägigen Streik kam, der maßgeblich auf meine Initiative zurückging. Inklusive symbolträchtiger Fensterrede. Die Beweggründe waren ganz ähnliche wie die heutigen.
Schulleitung und Lehrerschaft waren damals völlig konsterniert und reagierten zunächst genauso kopflos, wie gestern wohl in Schortens. Als ob man Streiks genehmigen könne.
Über die damaligen Sommerferien muss jedoch Erstaunliches passiert sein. Engagierte Lehrkräfte wollten um jeden Preis die von der Schulbehörde geforderte Bestrafung der Schüler abwenden. Ergebnis war ein über alle Klassen und fast alle Fächer angelegtes mehrwöchiges Lernprojekt. Besserer Unterricht war nie.
Am Lothar-Meyer-Gymnasium gab es gestern offenbar keinen nennenswerten Protest. Mal schauen, ob das so bleibt. In dreieinhalb Jahren wird dort möglicherweise ein Spross aus meinem Hause aufschlagen.
Übrigens: Der Autor des oben zitierten Artikels konnte – wenn ich mich recht erinnere – damals nicht mitstreiken. Er war mit der 13. Klasse auf Klassenfahrt in Berlin.