Die Wilhelmshavener Zeitung hat mich gebeten, künftig von Zeit zu Zeit die Kolumnenspalte auf der Multimedia-Seite zu füllen. Die erste Ausgabe stand gestern in der gedruckten Version und wird nächste Woche auch online erscheinen. Für alle, die nicht so lange warten können, gibt es den Text hier in meinem Blog.
Für die Bundeskanzlerin ist das Internet noch Neu-land. Ein über die Stadtgrenzen Varels bekannter älterer Herr hält es gar für eine vorübergehende Mode. In Wahrheit aber wird das Internet für die Grundschülerinnen von heute bald so selbstverständlich sein wie Leitungswasser. Sie werden ihre Großeltern fragen, wie die eigentlich ins Internet ge- kommen sind, als es noch kei- ne Computer gab.
Das Internet dringt tief in alle Lebensbereiche ein. Wenn unsere Kühlschränke mit den Einkaufswagen im Supermarkt kommunizieren, ist das für viele noch vorstellbar. Doch bereits heute ist absehbar: Auch vor unseren Körpern macht es nicht Halt. Die Datenbrille Google Glass ist nur ein erster kleiner Schritt.
Wenn Eltern und Lehrerinnen mich inmitten dieser rasenden Entwicklung fragen, ob sie eigentlich bei Facebook sein müssen, verspüre ich eine leichte Zukunftsangst. Facebook erscheint ihnen offenbar wie der Olymp. Wer dort angelangt, hat es geschafft. Dabei ist der Nachwuchs längst weitergezogen. Facebook ist elternverseucht. Für private Unterhaltung und Partyfotos ist es deshalb völlig ungeeignet. „Ah. Er meint WhatsApp!“, werden Kundige jetzt denken. „Auch!“, antworte ich. Aber auch diese Messaging-Plattform ist schon auf viel zu vielen Smartphones der Generation 30+ angekommen. Geplaudert wird zunehmend auf „kik“. Und was die Heranwachsenden mit der Fotochat-App Snapchat für Bilder tauschen, wollen wir alle gar nicht wissen.
Das Internet wird unser Leben dramatisch verändern. Eine Veränderung, die nach Gestaltung verlangt. Diese kann nur dann gut gelingen, wenn alle mitwirken. Wenn die Jüngsten die neuesten Trends entdecken, Eltern und Lehrerinnen sie dabei interessiert begleiten und die ganze Gesellschaft ihre soziale Erfahrung einbringt.
Wer fragt, ob er bei Facebook dabei sein müsse, dem sollte ich antworten, dass er diesen Trend auch auslassen kann. Aber erklären sie meiner Generation mal, wie man mit Fotos chattet, die nur 10 Sekunden zu sehen sind. Also antworte ich: Selbstverständlich. Hier entlang bitte.
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