Es war mal wieder Kolumnenzeit in der Wilhelmshavener Zeitung. Ich habe mir ein paar Gedanken darüber gemacht, was Nachrichten-Bots eventuell für das Mediensystem leisten können.
Funktionsfähige Medien sind eine unverzichtbare Säule unseres demokratischen Zusammenlebens. Meine Jade-Hochschülerinnen im Studiengang „Digitale Medien“ befassen sich nicht zuletzt deshalb ein ganzes Semester lang mit den notwendigen ethischen und rechtlichen Grundlagen.
Doch das Mediensystem kann noch so gute Qualität abliefern. Um seine Funktion zu erfüllen, muss es die Menschen auch erreichen. Bislang galt die gedruckte Tageszeitung als qualitative Basis. Doch gegen die Präsenz des Smartphones hat sie bei jungen Menschen kaum eine Chance. Stattdessen ziehen WhatsApp, Instagram, Snapchat und der Facebook Messenger große Teile der Aufmerksamkeit auf sich.
Tagesmedien wie auch die WZ reagieren mit Newsformaten für WhatsApp. Wer sich dafür anmeldet, bekommt ein bis mehrmals täglich eine Nachricht mit den wichtigsten Schlagzeilen des Tages und Links zu passenden Artikeln.
Mit dem Facebook Messenger können Medien noch einen Schritt weitergehen. Der öffentlich-rechtliche Jugendsender FUNK macht vor, wie es geht. Wer sich mit dem süßen Roboter Novi im Messenger anfreundet, wird zweimal täglich daran erinnert, dass die Welt sich weiterdreht. Statt jedoch einfach ein Liste von Themen zu senden, folgt auf die wichtigste Schlagzeile meist die Frage, ob man es noch genauer wissen will oder lieber gleich zum nächsten Thema springen möchte. Wer sich für vertiefte Informationen entscheidet, bekommt im dritten oder vierten Schritt auch Links zu Online-Magazinen oder TV-Beiträgen angeboten. Novi kommuniziert dabei fast menschlich und in der Sprache der jungen Zielgruppe angepasst.
Ganz ohne Messenger, aber im gleichen Stil kommuniziert die App RESI für die man lediglich einen aktuellen Browser benötigt. Dieser lässt mittlerweile auch Push-Benachrichtigungen zu, so dass RESI sich auch meldet, wenn das Fenster wieder geschlossen wird.
Wer nun einwendet, dass das doch nicht die Zukunft des Journalismus sein kann, hat sicher Recht. Es ist nicht die Zukunft, sondern eine der Facetten. Statt auf einigen wenigen Wegen, kommen Nachrichten auf immer neuen Pfaden bei uns an.