Libanesisch zu essen, ist für mich seit meiner Zeit bei pressrelations eine große Leidenschaft. Kollege Fady el Murr schleppte uns regelmäßig ins Sannin an der Kölner Straße in Düsseldorf. Über den nicht gerade heimelig gelegenen Laden liest man im Internet, es sei gleichermaßen ungemütlich eingerichtet wie unfassbar lecker dort. Stimmt. So war das.
Fragwürdige Lagen, bescheidenes Inventar und bis an die Grenzen des machbaren improvisierte Küchen sind ein Schicksal, das viele libanesische Lokale in Deutschland teilen. Genauso wie es dort eben oft unfassbar leckere Speisen gibt. Es scheint unter libanesischen Köchen ein unumstößliches Gebot zu geben, auch unter den bescheidensten Bedingungen richtig gutes Essen zu zaubern.
Das Restaurant Beirut liegt am Rande der Kölner Altstadt auch nicht gerade in Top-Lage. Aber immerhin hat es einen urig gemütlichen Gastraum, der am Vorabend des Blogst-Sonntags letzte Woche bis zum letzten Platz gefüllt war. Mit viel Glück und etwas Geduld konnte ich mit Melanie und Daniel einen Tisch mit Blick auf die „Küche“ ergattern. Ein wunderbarer Platz für Erlebnisgastromenschen. Die „Küche“ ist eher noch kleiner als im Sannin. Trotzdem tummeln sich hinter der verglasten Kühltheke und unter den Abzugshauben gefühlt 20 Köche. Irgendwie passt auch noch ein Holzkohlengrill hinein.
Die Karte des Beirut ist etwas herausfordernd. Zum einen ist sie genauso überbordend wie die Auslagen in der Kühtheke, wo vor allem der Berg gehackter Petersilie den unerfahrenen Besucher beeindruckt. Zum anderen sind die arabischen Namen der Speisen nicht gerade selbsterklärend. Wer wissen will, was später auf den Teller kommt, muss etwas Zeit für Lektüre mitbringen.
Zu ihren Hauptgerichten fanden Melanie und Daniel selbst. Die Wahl der Vorspeisen haben sie mir überlassen. Natürlich gab es Tabbouleh und Homos. Ohne Petersiliensalat und Kichererbsenpaste geht’s einfach nicht. Dazu noch Baba Ghannousch, sprich irgendwas mit Auberginen in kalt, sowie einen Auberginen-Tomaten-Eintopf (Msa’at Batinjän). Damit der Tisch voll wird, habe ich noch Lammtatar mit mit Minze (Habra Nayyeh) bestellt. Rohes Lamm ist ein Wagnis. Aber ein lohnenswertes.
Nach einer kurzes Phase des Herantastens an die ungewohnten Speisen war von Melanie und Daniel schnell nur noch eifriges Brottunken zu sehen. Ein Freude.
Natürlich waren wir nach den Vorspeisen pappsatt, die bestellten Hauptgerichte aber viel zu lecker, um viel davon stehen zu lassen. Meine Lammkoteletts waren zart und knusprig und zum Glück ohne weitere Beilagen bestellt. Die echte Offenbarung kam aber mit dem Shawerma für Melanie auf den Tisch. Das zarte Hähnchenfleisch war mit Quark verfeinert und so lecker gewürzt, dass Daniel und ich davon nicht ein Stück übrig lassen konnten. Hehe.
Zum Abschluss nahmen wir noch süßen Tee und rollten dann zur Blogst-Party, die wir aber bald für magenschonende Getränke an der Hotelbar verlassen mussten.
Der Besuch im Beirut war einmal mehr ein Foursquare-Zufall, der wie schon öfter – da stimmen Melanie und Daniel sicher zu – im kulinarischen Himmel endete. Dass wird rundherum auch noch mit der Warmherzigkeit des Nahen Ostens umsorgt wurden, machte das tolle Erlebnis kugelrund.
Die Fotos stammen von Melanie. Mehr von ihr findet ihr bei Twitter und Instagram. Folgt ihr oder geht mit ihr essen.