… man liest, es ginge Euch schlecht. Ganz offensichtlich will niemand mehr Eure Produkte kaufen. Aber vielleicht kann ich Euch ja aus der Patsche helfen.
Wir fahren derzeit einen Mercedes A160 CDI, Modelljahr 2000. Ein Fahrzeug, an das sich die Produktmanager bei Daimler vermutlich nur noch dunkel erinnern, denn der 160er sollte im Gegensatz zum 170er wohl nie ernsthaft verkauft werden. Der 160er war ein Feigenblatt, entworfen lediglich um den Flottenverbrauch zu senken.
Schade eigentlich. Denn wir waren und sind weitgehend zufrieden mit ihm. Er ist trotz der überschaubaren Außenmaße für unsere vierköpfige Familie ausreichend groß. Nur ganz selten wünschen wir uns ein wenig mehr Gepäckraum. Komfortabel ist der Kleine sowieso. Ist ja schließlich ein Mercedes. Besonders glücklich sind wir mit dem Verbrauch: Der liegt unter 5 Litern Diesel, auf langen Strecken kommen wir auch schon mal in die Nähe von 4 Litern.
Im Laufe des nächsten Jahres wird unser Auto allerdings 10 Jahre alt werden. Da macht man sich ja schon mal Gedanken über Ersatz.
Im Grunde möchte ich gar nicht viel mehr, als ich habe. Ein klein wenig mehr Platz wäre schön. Die Kinder werden schließlich größer. Aktuelle Sicherheitstechnik wäre natürlich wünschenswert. Und beim Verbrauch erwarte ich etwas, dass 10 Jahre Leidenschaft für Umweltverträglichkeit angemessen widerspiegelt. Statt wie bisher knapp unter 5 sollten 3 Liter doch möglich sein, oder?
Ach, ja. Noch etwas: Ich möchte eigentlich nicht mehr länger der Sonderling sein. Ich bin zwar kein Autofanatiker, aber ein wenig sollte mein Auto auch zum Ausdruck bringen, wer ich bin und wofür ich stehe.
Doch wenn ich mich bei Euch so umschaue, liebe Automobilkonzerne, finde ich wenig bis gar nichts, was meine Vorstellungen auch nur annähernd widerspiegelt. Auf Euren Seiten Internetseiten empfangt ihr mich allesamt, als ob es nach wie vor darum ginge, mit Euren Karossen Siege über wen oder was auch immer zu erringen. Es weht immer noch der Wind von Dominanz, Sportlichkeit und Geschwindigkeit.
Auf keiner einzigen Startseite gibt es auch nur einen Link zu einigermaßen umweltverträglichen Fahrzeugen. Allenfalls bei Mercedes gibt es mit einem vermeintlich effizienten Sondermodell der C-Klasse eine vage Andeutung von Engagement für die Umwelt. Angesichts von CO2-Werten von 138 – 150 g/km dieses Wagens allerdings auch mehr Marketinggeschwätz denn wirklich berauschend.
Zugegeben! Wenn man sich wenig auf die Suche begibt, findet man einzelne Modelle, die es zumindest in Nähe meiner Ansprüche schaffen. Aber zum einen sind diese Autos fast immer unanständig teuer und zum anderen werden sie mir in einer Form angeboten, als sei ich immer noch der Spinner, der schon vor 20 Jahren eines der Autos mit geregelten Katalysator zur Bleifrei-Zapfsäule gefahren hat.
Könnt ihr mal bitte mal erklären, was ihr in den letzten 10 Jahren mit Eurer geballten Igenieurskompetenz eigentlich gemacht habt? Autos für eine Welt von Morgen habt standen auf jeden Fall nicht in Eurem Fokus.
Wenn ich Euch also aus der Patsche helfen soll, müsst ihr noch mal ran. Aber schnell, sonst habe ich das ganze Geld vorher für ein energieeffizientes Haus ausgegeben.
Ein Auto zu entwickeln ist sicherlich keine Leichtigkeit. Letztlich wünscht sich jeder die eierlegende Wollmilchsau. Knapp 2.5m lang, Zero-Emission, Platz für ne 5-köpfige Familie (Plus Gepäck und Plus 2 Hunde), 200km/h Spitze, etc.pp.
Hat man sich jetzt „sein“ Auto definiert geht man also auf die Suche, und muss, so wie Du, feststellen: Das gibt es nicht. War bei uns nicht anderst, und ist aktuell genauso. Und wenn dann auch noch der Geldbeutel ein Wörtchen mitzureden hat, oha, mein lieber Herr Gesangsverein! Ich hab das mal vor einiger Zeit für mich zusammengefasst: http://www.signal77.de/76_das-auto
Daher die Schuld auf die Hersteller zu schieben ist kurzsichtig. Die bedienen nur einen vorhandenen Markt und versuchen die Trends von Morgen zu erkennen. Die Krise aktuell hat mit dieser Entwicklung doch nicht viel zu tun. Ganz im Gegenteil. Glaubt jemand allen Ernstes, die Hersteller würden derzeit auch nur ein Auto mehr absetzen, wenn der Umschwung auf Hybrid, Wasserstoff, Elektro, etc. schon abgeschlossen wäre?
BTW: Meine Empfehlung wäre ein B170 NGT
Klar, wäre eine Wollmilchsau ganz nett. Aber ich bin durchaus kompromissbereit. Sieht man ja daran, dass ich mit der A-Klasse sehr gut klar komme. Die hat 60 PS und erreicht trotzdem locker Richtgeschwindigkeit. Es passen vier Erwachsene rein. Und beim Gepäck kommt man mit etwas Fantasie auch klar.
Baut mir einfach so ein Auto mit einem (noch) viel effizienteren Motor und ich würde es kaufen.
Mich ärgert es wirklich, dass die Automobilkonzerne trotz absehbarer Entwicklungen (Ölpreis, Klimawandel) 10 Jahre lange vor allem in immer größer und schneller investiert haben. Es ist ohne Frage ein Leistung, dass etwa BMW jetzt Dieselmotoren mit 145PS im Angebot hat, die weniger als 120 g/km CO2 ausstoßen. Aber wo könnten wir beim Verbrauch stehen, wenn BMW 75PS statt 145PS als Entwicklungsziel verfolgt hätte?
Der fehlende Markt für umweltverträglich Fahrzeuge ist übrigens ein wichtiges Argument. Am fehlenden Markt sind die Konzerne aber durchaus mitschuldig. Ich kann mich an keine ernsthafte Kampagne erinnern, die diesen Markt entwickelt hätte. Dafür umso mehr Kampagnen, die Märkte für SUVs und ähnlichen Wahnsinn erst geschaffen haben.
Zum B170 NGT: Was ist an dem Fahrzeug denn der Clou? Er ist dank Erdgas zwar recht günstig zu betreiben, aber der CO2-Ausstoß ist doch eher von vorgestern, oder?