Das Gewese um den entwendeten Dienstwagen der Gesundheitsministerin geht mir gehörig auf den Sack. Ulla Schmidt leitet ein Ministerium mit gut 1.200 Mitarbeitern und trägt Verantwortung für hunderttausende Ärtzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter der Krankenkassen. Sie muss wie alle Manager in solchen Positionen jederzeit arbeitsfähig und beweglich sein. Auch im Urlaub.
Hätte Ulla Schmidt einen entsprechenden Job in der freien Wirtschaft, würde sie nicht nur besser bezahlt, es wäre zudem eine pure Selbstverständlichkeit, ihr den ihrer Arbeitsweise am besten entsprechenden dienstlichen Komfort auch im Urlaub zu gewähren. Wenn das nichts weiter als ihr Dienstwagen mit Fahrer ist. Bitteschön. Das steht ihr zu. Dafür zahle ich gerne Steuern.
Dass der Stammtisch das anders sieht, liegt in der der Natur der Sache. Dort fühlt der Neid sich wohl und das Gespür für den rechten Maßstab hat Lokalverbot. Schade nur, dass das Niveau der meisten Journalisten kaum mehr Flughöhe hat.
Mindestens ebenso angenervt bin ich allerdings vom Umgang der Ministerin, ihres Ministeriums und der SPD mit dem Thema. Jede Form der Rechtfertigung muss fehl gehen. Das einzige was geholfen hätte, war die Vorwärtsverteidigung. Doch darauf war man wohl weder vorbereitet noch hätte man es in Kreisen der Heimstatt aller Neidhammel – vulgo SPD – mitgetragen.
Jetzt sind wir Schwarz-Gelb wieder ein Stück näher. Mist!
Und es wird nicht recherchiert, noch nicht einmal die Basics. Gepanzert soll der Wagen gewesen sein, ein Schaden von 90.000 Euro soll durch den Diebstahl entstanden sein. Ein Blick in den Mercedes Car Configurator offenbart, dass eine S-Klasse (billigste Version, aber Lang-Modell) ziemlich genau 90.000 Euro kostet – also kann der Schaden nicht stimmen. Und wenn der Wagen tatsächlich gepanzert war, dann ist es eigentlich selbstverständlich, dass Ulla ihn im Urlaub benutzt, denn jemand der qua seines Amtes so gefährdet ist, dass er eine Panzerlimo braucht, der ist dies auch in seiner Freizeit.
Das große Problem ist meines Erachtens einfach die Brand SPD. Die ist so uncool wie Lycos oder Yahoo. Und deshalb werden sie beim nächsten Bundestagswahlkampf furchtbar auf die Nase fallen – und jeder, der bei der SPD politische Ambitionen hat, wird diese Ambitionen klugerweise so lange zügeln, bis die Zeiten wieder andere werden.
Ich persönlich halte das Verhalten von Ulla in dieser Sache für so ungeschickt, dass sie vermutlich allein deshalb schon zurücktreten muss. Sie hätte doch allein am Beispiel ihres ebenfalls extrem unbeliebten Parteikollegen Sigmar Gabriel sehen können, wie gnadenlos gedankenloser Umgang mit den teuren Limos in den Medien ausgeschlachtet wird. Es mag wirtschaftlicher sein, sich sein Auto von einem Beamten quer durch Europa fahren zu lassen, statt vor Ort eins zu mieten (Muss ja nicht der Subcompact von Budget sein), aber es sieht scheiße aus. Und normalerweise achten Politiker doch auf sowas. Schließlich ist ein Politiker etwas anderes als ein Josef Ackermann, der wird nämlich nicht gewählt.
Grüße
Frank
Wenn Ulla in den letzten Jahren einen guten Job gemacht hätte würde das Gewese sicherlich nicht so groß sein wie es ist. Ich glaube die Verantwortung würden viel der hunderttausend Ärzte lieber selbst übernehmen als sie in Ullas Händen wissen.
Und um beweglich zu sein gehört nicht unbedingt ein Dienstwagen. Sie hätte sich ja vielleicht wirklich einen Wagen mieten können.
@Frank: Ich hätte die Limo auch nicht mitgenommen. Allein schon aus praktischen Erwägungen. Und unter Umweltgesichtspunkten. Doch das zu beurteilen, steht uns eigentlich nicht zu, oder? Und dass die Karre geklaut und nur dadurch zum Desaster wird, konnte ja nun wirklich keiner ahnen.
@Steuerzahlenderbürger: Ob Ulla einen guten Job gemacht hat, darüber lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Die Bundeskanzlerin scheint nicht sooo unzufrieden. Bei ruhiger Betrachtung des Falles, ist diese Frage zumindest irrelevant.
Und ja: Ein Mietwagen mit Mietfahrer wäre zwar nicht unbedingt billiger unter dem Gesichtspunkt PR jedoch schlauer gewesen. Hinterher biste immer schlauer ;-)
@Frank: Der Mercedes war übrigens gar nicht gepanzert.
Yep, das war dann wohl die Langversion meines Twit ;-)
Ob einem die Arbeit der Ministerin gefällt oder nicht ist dabei völlig irrelevant. Minister haben faktisch keinen Urlaub und sind rund um die Uhr gefordert. Und wem es noch nicht aufgefallen ist: auf demokratischer Basis leiten sie die Geschicke dieses, unseres Landes. So ein Gewese schadet also vor allem uns – denn es ist im Kern zutiefst respektlos – auch unserem Land gegenüber.
Die Flughöhe der meisten Journalisten ist also Maulwurfesk. Leider auch der meisten Bürger, wie die Reaktion auf die Sixt- Anzeige zeigt.
Und um nicht nur zu kritisieren: Die Anzeige hätte z.B. auch lauten können: „Sie hat es sich verdient. Und sie auch. Die S- Klasse zum Alicante- Preis.“