Um ehrlich zu sein: Ich mag die Podcasts des inoffiziellen Oberpodcasters @Podpimp Alexander Wunschel nicht besonders. Mich erinnert sein Stil zu sehr an die enervierend kumpelig daherkommenden Moderatoren der Massengeschmacks von WDR2, NDR2 oder ffn. Oder um es mit Nico zu sagen: Gibt es ne Mitschrift? Dann muss ich mir das Gesabbel nicht anhören.
Insofern war ich erstmal überrascht, dass sich Wolfgang ausgerechnet mit Alexander zusammengetan hat, um einen regelmäßigen Podcast über Social-Media-Aufreger zu produzieren. Jetzt da zwei Epsioden online sind und das zugehörige Blog am Start ist, kann ich Wolfgangs Wahl eines Sparringpartners besser nachvollziehen. Alexander ist hinsichtlich Produktion und Präsentation von Podcasts ein echter Künstler. Seine Professionalität ist eine gute Grundlage für Hörgenuss.
Auch inhaltlich bin ich überzeugt. Wolfgang wirft einen umsichtigen und fundierten Blick auf aktuelle Aufreger aka Brouhahas in Digitalen Medien. Und zwar so, dass nicht nur Social Media Specialists, sondern auch klasische Kommunikatoren und vielleicht sogar deren Chefs etwas dazulernen können. Alex moderiert eher zurückhaltend. Ein Rolle, die ihm gut steht.
Die aktuelle zweite Folge erklärt wie Scott Monty Ford vor einem kleinen Social Media Desaster gerettet hat. Für Anfänger in Sachen Brouhaha genau das Richtige.
Spannender war die erste Folge, die sich mit einer auf ganzer Linie gescheiterten Kampagne für das Schmerzmittel Motrin beschäftigt: Motrin hatte auf – wie ich finde – sehr amüsante Weise Mütter angesprochen, die ihr Baby im Tragetuch am Körper tragen. Zum Hintergrund mehr bspw. hier bei Ethority.
Für mich ist die Mortrin-Nummer übrigens bezeichnend für zweierlei: Zum einen zeigt sie wie verbissen und wenig selbstbewusst eine bestimmte Gruppe von Eltern mit dem Thema „Mutterliebe“ umgeht.
Wir haben unsere Kinder gerne und viel im Tragetuch getragen. Wir hatten den Eindruck, dass das gut für die Beiden war. Außerdem war es in vielen Alltagssituationen einfach praktisch. Niemals jedoch wäre ich jedoch die auf die Idee gekommen, das Tuch als allein selig machend zu preisen oder gar als zentral für die Entwicklung der Kinder zu sehen. Wer sein Kinder lieber im Kinderwagen schiebt, der soll das bitte tun.
Und ohne Frage ist das Tuch belastend. An gelegentliche Verspannungen und Kopfschmerzen kann ich mich durchaus erinnern.
Zum zweiten zeigt die Aufregung über Motrin, dass die entscheidenden Fragen im allgemeinen Brouhaha oft untergehen. Der überwiegende Teil der Mütter, die ihr Kind im Tuch tragen, dürfte doch auch zur Gruppe der stillenden Mütter gehören. Motrin ist aber ein Handelsname für Ibuprofen. Ein Schmerzmittel mit einem erheblichen Potential an Nebenwirkungen, von dessen Anwendung während der Stillzeit explizit abgeraten wird. Warum hat sich eigentlich niemand darüber aufgeregt, dass Mortrin Ibuprofen ausgerechnet in einer Kundengruppe anpreist, die es tunlichst gar nicht anwenden sollte?
Nachtrag: Brouhaha jetzt auch bei iTunes.
Hinweis: Wolfgang ist ein guter Freund und außerdem auch manchmal Auftraggeber von mir. An Brouhaha bin ich jedoch in keiner Weise beteiligt.