Hinweis: Die Agnes-Miegel-Schule wurde mittlerweile in Marion-Dönhoff-Schule umbenannt.
Der Blogger Markus Bertling hat uns heute auf ein Plakat aufmerksam gemacht, dass am Sonntag in der NDR-Sendung Extra3 gezeigt wurde und seitdem im Blog der Sendung abrufbar ist.
Das Extra3-Plakat ist eine vermutlich eher unvollständige Karte deutscher Schulen, die nach bekennenden Unterstützern des nationalsozialistischen Regimes von Adolf Hitler benannt sind. Eine betroffene Schule ist die Realschule Agnes-Miegel-Schule in Wilhelmshaven.
Auf der Homepage der Schule heißt es über die Namensgeberin Agnes Miegel, sie sei eine Dichterin mit ungewöhnlich großer Begabung gewesen. Weiter liest man einiges über Karriere, über Auszeichnungen und ihren Lebensabend in der Gemeinde Bad Nenndorf, deren Ehrenbürgerin sie ist. Über die Zeit des Nationalsozialismus erfährt man lediglich etwas über ihre Flucht aus Königsberg und den Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Dänemark.
Auf dem Plaket von Extra3 heißt es über Agnes Miegel hingegen:
„NS-Dichterin, Mitglied in der NSDAP, bekennende Verehrerin Hitlers. Schrieb u.a. die „Ode an den Führer“, unterzeichnete das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Hitler.“
Quelle: Extra3
Das deckt sich mit den Ausführungen in der Wikipedia, auf die auch von den Seiten der Agnes-Miegel-Schule verwiesen wird.
In einer Biographie der Agnes-Miegel-Gesellschaft wird die Dichterin als von den Nationalsozialisten instrumentalisiert dargestellt. Unter anderem liest man dort:
„Agnes Miegel war nie ein politisch denkender Mensch und durchschaute nicht, wie das NS-Regime sie für seine Ziele und Zwecke instrumentalisiert. Noch weniger erkannte sie, worum es dem NS-Regime tatsächlich ging. So erlag sie, wie unzählige andere, dem Bann Adolf Hitlers und seiner Propaganda und trat der NSDAP bei – zumal Hitler sich in dem seit dem Versailler Vertrag vom übrigen Reich abgetrennten Ostpreußen als ein Retter darstellte. Agnes Miegel liebte ihre Heimat, aber ihr grenzdeutscher Patriotismus darf auch heute nicht mit einem Bekenntnis zur nationalsozialistischen Ideologie verwechselt werden. Die Gedichte, die sie an Hitler richtete und in dem Pathos der Zeit schrieb, sind vor allem emotional, nicht politisch zu verstehen.“
Quelle: Agnes-Miegel-Gesellschaft
Trotz allem haben sich inzwischen zahlreiche Schulen von ihrer Namensgeberin abgewandt (vgl. Wikipedia). Bei der Düsseldorfer Realschule Golzheim etwa ist die Umbenennung derzeit erkennbar noch im Fluss.
In Wilhelmshaven gab und gibt ebenfalls Versuche – etwa von den Jusos – , sich von der belasteten Dichterin loszusagen. Diese fanden jedoch offenbar bislang keine Mehrheit. Man darf gespannt sein, ob der Hinweis von Extra3 nun neue Dynamik in die Sache bringt.
(Dieser Beitrag ist ursprünglich im Blog für Varel erschienen. Um die Diskussion nicht zu zerfasern, sind die Kommentare daher hier geschlossen.)