Karl-Heinz Funke ist also endlich zurückgetreten. Ein überfälliger Schritt und eine Erleichterung für eine ganze Region. Wie jedoch Funke den Rücktritt verkündet und begründet hat, ist schlicht eine Frechheit.
Statt sich still zu trollen, schreibt er noch einmal eines seiner berüchtigten Faxe. Von „pauschalen Unterstellungen und Verurteilungen“ ist darin die Rede. Von Verfolgung seiner Familie durch die Medien. Von einer Kampagne, die nicht mehr zu ertragen sei. Was für eine schräge Wahrnehmung von Realität durch einen – angeblichen – Medienprofi, angesichts erdrückender Faktenlage und selbst von schärfsten Kritikern regelmäßig wiederholten Lobes für die Lebensleistung.
Wie kann man in Funkes Lage ernsthaft noch die Schuld bei anderen suchen? Für die Vorgänge beim OOWV (verschleierte Rechnungen, eigenmächtige Gehaltserhöhungen, offenkundige Irreführung von Vorstandskollegen und Verbandsversammlung) lassen doch nur zwei Deutungsmuster zu:
Entweder Funke war mit der Aufgabe des Verbandsvorstehers hoffnungslos überfordert. Was jedoch auch bedeutete, dass er zumindest in den letzten Jahren als kommunalpolitischer Strippenzieher für Varel eine Fehlbesetzung war. Weder Funke noch seine Anhänger werden dieser Interpretation zustimmen wollen.
Oder – so die wahrscheinlichere Erklärung – Funke hat sein „System“ in den letzten Jahren ersten hoffnungslos überreizt und zweitens schamlos für sich und seine „Getreuen“ ausgenutzt.
Für seinen Abgang also gebührt Funke keineswegs Respekt, wie seine Vareler SPD-Fraktion glaubt verkünden zu müssen. Im Gegenteil: Spätestens mit seinem Fax an den NDR hat er jeden Anspruch auf Respekt vorerst verwirkt.
Dies vorausgeschickt, stellt sich ja nun die Frage, wie die SPD in Varel und Friesland nun eigentlich weitermachen möchte.
Im Kreistag sitzen mit Rudi Böcker und Funkes Nachrücker Bernd Köhler zwei SPD-Mitglieder, die wegen ihrer Zugehörigkeit zur SDV-Fraktion im Vareler Rat nach aktueller Beschlusslage nicht der SPD-Fraktion angehören können. Zudem steht gegen die beiden und ihre vier Fraktionskollegen in Varel ein ungeklärtes Parteiordnungsverfahren im Raum. Hintergrund ist – man erinnere sich – vor allem das Aufbegehren gegen Funke.
Wäre es nicht vielleicht an der Zeit, den Spieß umzudrehen? Sollte die Kreis-SPD nicht vielleicht überlegen, ob die Mitgleider der SDV-Fraktion mit ihrer kritischen Haltung nicht der natürliche Partner in Varel ist? Müsste man nicht fragen, ob Funkes immer noch treue Vasallen, diejenigen sind, die nun das Feld räumen müssen?
So bedauerlich es erscheinen mag: Mit Funkes Rücktritt ist ein Akt des Dramas zu Ende. Bis zum Schlussapplaus ist für die SPD noch ein weiter Weg zu gehen.
Heute, am 09. Februar 2010, hat „er“ es nun getan. Die schriftlichen Ämter-Verzichtserklärungen liegen nun endlich ! vor.
Am 16. kommt es nun zur Ratssitzung, welche ich – Dank Herrn Meinen – nicht persönlich besuchen brauche und dort sollen seine Verdienste geehrt werden. Gut, ich wohne hier seit zehn Jahren und kenne diese Verdienste nicht. Dafür habe ich ungewollt in den vergangenen drei Jahren immer mehr und mehr von ihm gehört. Dieses Gehörte fällt aber nicht in die Rubrik „Verdienste“……..
In Langendamm gab es jemanden, der kannte KHF wohl bestens. Bis zu seinem Tod vor zwei Jahren hat er auf einsamer Front gerufen – diese Rufe wurden damals nicht erhört. Vor zwei Jahren ist der Betreffende gestorben – aber sein Archiv hat er der Nachwelt hinterlassen. Allein aus gesundheitlichen Gründen ist und war es mir damals nicht möglich, trotz des freundlichen Übernahmeangebotes dies zu übernehmen.
Mit meinem Umzug nach Varel vor zehn Jahren hatte ich eigentlich auch nie vor, mich in die hohe Politik einzumischen bis mir im Jahr 2006 angesichts des Haushaltsdesasters der Kragen platzte und ich in den Folgejahren bis heute feststellen durfte, dass ich mit meinem im Elternhaus vermittelten Weltbild über Politiker – auch regionale – völlig schief liege. Begriffe wie: Erfahren, redlich, versiert, uneigennützig durfte ich streichen durch Begriffe wie: lustlos, ahnungslos, eigenützig , nur´den eigenen Vorteil nutzend u.s.w.
Die Person des Karl-Heinz Funke wurde auch in meiner Familie und Bekanntenkreis völlig anders gesehen. Ein Kerl mit Mumm und Anstand, dem mal sicherlich auch mal einen Fehler verzeihen kann – so das Bild der überwiegend Älteren in Varel.
…und welches jämmerliche und postenklebende Bild hat er von sich selbst nun gezeichnet….die Gedanken soll sich jeder selbst dazu machen.
Das System Funke habe ich schnell begriffen. Helfe dem Handwerker X, dessen Sohn in H. arbeitet und nicht nach Varel kann – wegen dem fehlenden Arbeitsplatz . Verschaffe diesem hier einen Job und der „Alte“ ist Dir ewig zu Dank verbunden – und die Mauern im Stall o.ä werden so günstig errichtet oder ausgebessert. Dies nur mal so ein Beispiel von vielen.
Auch Ausbildungsplätze beim OOWV konnte KHF „besorgen“. Neben dem Sohn von A. Müller soll er sogar Herrn CDU Kammer zu solch einem Ausbildungsplatz verholfen haben. Mann oh Mann !!!
Traurig stimmt mich der Umstand, dass man seitens der Stadtverwaltung offenbar nic´ht gewillt ist, mal nachzuprüfen, ob hier alles mit rechten Dingen in den Vorjahren zuging. Dafür gibt es wahrscheinlich mehrere Gründe….
Das System Funke und Friends hat aber bewirkt, dass in der Stadtverwaltung wichtige Posten mit „Freunden“ besetzt wurden. Die Stadt hat mehrere hundert Mitarbeiter. An der letztjährigen Weihnachtsfeier warén ca. 40 zugegen. Das muss man nicht weiter erklären.
Der Vareler Haushalt wurde in den Jahren 2001 bis 2006 vollständig ruiniert. Die Nachfolger können eigentlich nur das Chaos verwalten, nicht beseitigen.
In wenigen Jahren ist wieder Kommunalwahl. Es würde mich nicht wundern, wenn die alten Chaosstifter sich dann als Helfer in der Not hinstellen. …und die alten Friesen werden diäsen wie die Lemminge folgen……….
Das „System Funke“ hat mehrere Jahrzehnte funktioniert – und es wird voraussichtlich noch einige Jahre weiter funktionieren….leider!
Nur zur Ergänzung: Ich hatte vom Briefeschreiber Funke schon im Varelblog berichtet: http://s.50hz.de/8l Und dort wird es ab morgen auch einen längeren Beitrag über die Konsolidierungsbemühungen im Haushalt 2010 geben. Es besteht Hoffnung.