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Die Vareler Fußgängerzone hat sich, solange ich Sie kenne – also gute 30 Jahre lang -, nicht wesentlich verändert. Natürlich wurde Kosmetik betrieben, aber Gesamtkonzept, Pflaster, Möblierung und Beleuchtung haben einiges an Patina angesetzt. Mir gefällt sie trotzdem noch gut, doch sollte man das nicht zum Maßstab nehmen.

Wahrscheinlich ist es also ein gute Idee, dass die Stadtverwaltung im nächsten Jahr mit der Neugestaltung der Fußgängerzone beginnen will. Zumal offensichtlich Fördermittel in erheblichem Umfang zur Verfügung stehen.

Mit der Planung soll jetzt begonnen werden. Und die Bürger sind aufgefordert, sich im Rahmen einer Bürgerwerkstatt zu beteiligen. Wir schön. Da machen wir doch glatt mit. Die Auftaktveranstaltung ist zwar erst im Februar, aber ich habe trotzdem schon ein paar Ideen:

Darf’s auch ein bisschen weniger sein?

Ja, richtig gelesen. Ich möchte dringend dazu auffordern, die Innenstadt eher ein wenig kleiner zu machen, keinesfalls jedoch auszuweiten. Der Grund ist einfach: Der Bedarf an kleinteiligen Handelsflächen in zentraler Lage wird weiter abnehmen.

Man mag das bedauerlich finden, aber die Tendenz, den überwiegenden Teil des täglichen Bedarfs auf der grünen Wiese zu decken, ist ungebrochen. Die Versuche, diesen Trend zu brechen, sind überwiegend kläglich gescheitert. Ich war früher anderer Meinung, doch inzwischen glaube ich, dass man akzeptieren sollte, dass viele Bürger lieber schnell ins Einkaufszentrum fahren, als durch die Stadt zu bummeln.

Der Verlust an Kaufkraft für Innenstädte wird im übrigen durch eine stagnierende, wahrscheinlich sogar abnehmende Bevölkerung und durch den Erfolg der „Handelsfläche Internet“ zusätzlich verstärkt.

Der immer noch attraktive Rest an Interesse für Innenstädte wie Varels Fußgängerzone sollte auf möglichst wenig aber umso attraktiverem Raum konzentriert werden. Abgelegene, weniger attraktive Bereiche am Leben zu erhalten, ist vergebliche Mühe und geht zu Lasten der erfolgreichen Areale. Für die „ausgemusterten“ Straßen gilt es über Alternativen wie attraktives städtisches Wohnen nachzudenken.

Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit hat für mich bei der Stadtgestaltung vor allem zwei Aspekte: Der erste betrifft die ja meist über mehrere Jahre angelegte Bauphase. Dabei kommt es immer wieder vor, dass eine Gestaltungsidee sich nicht durchgängig umsetzen lässt. Die Gründe sind vielfältig und manchmal banal. In Bochum etwa wurde ein zu Beginn der Arbeiten ausgewähltes Pflastermaterial irgendwann einfach nicht mehr angeboten.

Um eine Innenstadt aus einem Guss zu garantieren, sollte deswegen die gesamte Gestaltung durchgeplant und natürlich durchfinanziert sein. Das ausgewählte Baumaterial sollte möglichst zeitlos sein. Entscheidet man sich dennoch für etwas ausgefallenes, muss mit den Lieferanten von vornherein über eine Liefergarantie verhandelt werden.

Nachhaltigkeit heißt für mich zum zweiten Haltbarkeit. Die aktuelle Gestaltung hat mehr als 30 Jahr gute Dienste geleistet und sieht immer noch ganz gut aus. Die neue sollte mindestens ebenso lange durchhalten.

Gastronomie

Handel – das hatte ich schon erläutert – wird in Innenstädten eine immer geringere Rolle spielen. Mit geschickter Gestaltung wird jedoch Freizeitaktivität – vor allem attraktive Gastronomie – diese Lücke zum Teil füllen können. Ich würde mir in Zukunft sehr viel mehr Cafés, Kneipen und vor allem auch Restaurants wünschen, die die Stadt – auch und gerade durch Außenbereiche – sichtbar mitgestalten.

Erste Termine für die Bürgerwerkstatt stehen übrigens schon fest.

Auftaktveranstaltung:
Montag, 09. Februar 2009, 19.00 Uhr
Lothar-Meyer-Gymnasium (Aula)

Bürgerwerkstatt (Arbeitsgruppen):
Sonnabend, 28. Februar 2009, 15.00 bis 19.00 Uhr

Fragen zur Bürgerwerkstatt beantwortet der Stadtplaner Olaf Freitag (04451 126 260).

Etwas bedauerlich finde ich übrigens, dass es bislang keine Informationen oder gar Diskussionsmöglichkeiten im Internet gibt. Aber das kann man ja schnell ändern. Ich hätte da so zwei bis drei Ideen.