Die Stadt Varel besitzt ein Wasserwerk, dass die Bürger im Stadtbereich zuverlässig und preisgünstig mit hiesigem Wasser versorgt. Dennoch würde ich – voraussetzungslos – für einen Verkauf der Anlage plädieren. Wasser ist, genau wie Strom und Gas ein Gut, dass in guter Qualität und ausreichender Menge am Markt zur Verfügung steht. Warum also sollte der Staat sich darum bemühen? Er liefert ja auch kein Brot.
Es gibt jedoch eineinhalb Gründe, das Vareler Wasserwerk dennoch nicht zu verkaufen. Der eine ist der Wasserturm, der neben der Mühle und der Schlosskirche das bauliche Wahrzeichen der Stadt ist. Im Falle eines Verkaufes des Werkes wäre ein Stilllegung des Wasserwerkes zugunsten größerer Anlagen des Käufers durchaus denkbar. Der Turm müsste dann aufwändig als Denkmal erhalten werden. Der zweite ist die äußerst beschränkte Zahl möglicher Käufer. Aber das ist ein andere Geschichte.
Die wirtschaftliche Betätigung der Kommune als Wasserverkäufer wird zudem dadurch gemildert, dass der Betrieb seit Jahrzehnten in der Hand von Wirtschaftsunternehmen – namentlich der EWE – gelegen hat und weiterhin liegen soll.
Im Zuge der Neuvergabe zeigte sich nun, dass der Vertrag mit der EWE schon lange nicht mehr ernsthaft geprüft worden war. Dass der Hinweis darauf ausgerechnet von der Seite kam, die für das jahr(zehnt)elange Versäumnis verantwortlich zeichnet, … Egal! Entscheidend ist, dass schon im Zuge einer kleineren Marktsondierung erhebliches Sparpotenzial zu Tage getreten ist.
Wirkliche wasserdichte Angebote lagen jedoch von keinem der beiden angefragten Unternehmen vor. Eigentlich Grund genug, den Auftrag auszuschreiben. Ein Schritt vor dem sich eine Mehrheit im Rat wegen der damit verbundenen erheblichen Kosten scheut und deshalb mit dem Partner EWE weitermachen will.
Dagegen zu opponieren ist das Recht jeder Opposition, in diesem Falle der SPD. Jedoch nicht in diesem Stil.
Zum einen ist es ein Stück aus dem Tollhaus, wenn ein Ratsherr mit eindeutigen wirtschaftlichen Interessen, in Ratsgremien Angebote seines Unternehmens informell nachzubessern versucht.
Im Rat meldete sich nämlich Karl-Heinz Funke zu Wort, um zunächst klarzustellen, dass er sich in der Sache natürlich nicht zu Wort meldet – warum auch, wenn seine Genossen das für ihn übernehmen -, um dann im nächsten Satz zu offenbaren, dass er in nicht-öffentlichen Sitzungen sich nicht nur zu Wort meldet, sondern auch Aussagen im Sinne seines Unternehmens macht.
Zum zweiten – verehrter Herr Müller – gilt es wenigstens zuzuhören und  den Ratskollegen nicht das Wort im Munde umzudrehen. Die Aussage des MMW-Frontmannes Iko Chmielewski, er wolle, dass das Wasserwerk in den Händen eines zuverlässigen Unternehmens aus der Region bleibe, dahingehend umzudeuten, er spreche dem OOWV die Zuverlässigkeit ab, zeugt entweder von schwerer Verblendung oder ist als frecher Versuch übler Nachrede zu werten.
Das dürfte nach heftiger Gegenrede aus mehreren Fraktionen auch dem Fraktionsvorsitzenden der SPD klar geworden sein. Ich wollte es trotzdem noch einmal hinschreiben.
Am Ende bleibt mir nur, mich dem Urteil der NWZ anzuschließen. Der SPD ging es in Sachen Wasserwerk einmal mehr kaum um die Sache, sondern vor allem um Theaterdonner.
Mehr dazu auch in der NWZ (1, 2).
Das Foto vom Wasserturm stammt von Philip Simon und ist der Wikipedia entnommen. Es ist als gemeinfrei klassifiziert.