Mit deutlich gebremstem Schaum setzte die NWZ gestern ihre Berichterstattung über die Tragödie in Hude fort. Statt ausgelöscht wird jetzt nur noch umgebracht. Trotzdem geht es munter weiter im fragwürdigem Boulevardstil.
In einem reich bebilderten Beitrag im Regionalteil wird vier Spalten lang die Trauer einer 15-jährigen Freundin des Toten Mädchens ausgebreitet. „Um ihren Brief [an die tote Freundin] niederzulegen, möchte Janine allein sein“, endet dieser Teil des Artikels. Uups. Und vorher? Wollte sie da wirklich mit der Autorin der NWZ sprechen? War ihr bewusst, was sie da tut? Und was sagen die Eltern der Minderjährigen dazu?
Auch wirkt die – korrekte – Kürzung des Nachnamens der Toten reichlich lächerlich, wenn im gleichen Artikel die vollständige Adresse des Einfamilienhauses der Familie aufgeschrieben steht und erneut unverpixelte Fotos aller Opfer abgedruckt werden. Besonders interessant in diesem Zusammenhang: Fotos die am Freitag noch von „Privat“ oder aus dem „Internet“ stammten – und für die vermutlich keine Nutzungsrechte vorliegen – kommen am Sonnabend schon aus dem Archiv.
ein Nachtrag zu dieser Berichterstattung:
Rüge des Presserates:
„Die Online-Ausgabe der NORDWEST-ZEITUNG erhielt eine nicht-öffentliche Rüge für die Berichterstattung über ein Familiendrama. In dessen Verlauf tötete der Familienvater seine zwei Kinder und seine Frau. Der Bericht enthielt Fotos der beiden minderjährigen Opfer sowie der Eltern. Somit wurden alle drei Opfer sowie der Täter identifizierbar. Zusätzlich wurde auch das Haus der Familie abgebildet, zudem wurde der Straßenname genannt. All diese Details gingen nach Auffassung des Beschwerdeausschusses über das öffentliche Interesse hinaus und verletzten die Ziffer 8, insbesondere Richtlinie 8.1 des Pressekodex.“
(Quelle: http://www.presserat.info/inhalt/dokumentation/pressemitteilungen/pm/article/mehr-schutz-fuer-opfer/339.html)