Seite wählen

Gibt es eigentlich noch einen Ort in Deutschland, an dem die SPD in einem einigermaßen guten Zustand ist? In Hessen ist es trotz Super-Gümbel ja wohl noch ein langer Weg zur Normalität. Von Erfolg wollen wir mal gar nicht reden.

Hier in Varel ist es vorerst auch aus mit der guten alten Stärke. Ein Auseinanderfliegen der Ratsfraktion ist offenbar kaum noch zu verhindern. Solcher Zwist hat zwar genauso Tradition wie eine Wählerschaft, die auch einen Eimer in den Rat wählen würde, Hauptsache es wäre ein roter. Doch so schlimm wie jetzt, war es noch nie.

Wenn es so kommt wie es sich abzeichnet, wird die SPD-Fraktion bald nicht mehr 18, sondern nur noch 12 Köpfe zählen. Die ohnehin sehr wacklige, weil vom immer selbstbewussteren Bürgermeister abhängige, Mehrheit ist damit dahin. Und bis zur nächsten Wahl sind es noch drei lange Jahre.

Statt wie bisher in beispielloser Arroganz alle wesentlich Ämter  mit eigenen Leuten zu besetzen, wird man sich künftig arrangieren müssen. Die CDU hat ihre Ansprüche schon einmal angemeldet. Und wer weiß? Vielleicht formiert sich gar eine Mehrheit ohne die Rumpf-SPD.

Nach den Gründen für das neuerliche Dilemma der SPD muss man nicht lange suchen. Statt auf die gemeinsame Erarbeitung von Ideen setzen die alten Hasen ihre Linie durch. Zur Not – so ist zu hören – auch mit Gebrüll. Wer will ihnen das übel nehmen? Immerhin hat es jahrzehntelang funktioniert. Sogar in Berlin war so gute zwei Jahre lang Politik zu machen.

Doch jetzt ist hoffentlich Schluss damit. Und hoffentlich erkennen die alten Hasen, dass sie jetzt loslassen müssen, um der SPD eine Chance für einen Neuanfang zu geben.