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Die Praxis, die Karl-Heinz Funke einen Zuschuss von 8.000 Euro zur Finanzierung seiner Silberhochzeit beschert hat, widerspricht so offensichtlich dem politischen Anstand, dass man über deren Legitimität nicht lange nachdenken muss. Zu Zeiten des verstorbenen Heinz zu Jührden mag das noch anders gewesen. Im Jahre 2007 – als Funke den Zuschuss erhielt – galten solcherlei Vergünstigungen jedoch ohne Frage als anrüchig. Jedem mit einem Fünkchen politischer Erfahrung muss das klar gewesen sein. Einem Bundesminister a.D. erst recht.

Doch anstatt in Kenntnis dieser Praxis und in seiner Verantwortung für die Geschicke des OOWV eine grundlegende Revision der „guten Gewohnheiten“ des Verbandes anzuschieben, nimmt Funke den Zuschuss mal eben mit.

Selbst als er im Dezember 2009 zunächst durch Aufsichtsgremien und dann durch die Presse mit der fragwürdigen Zahlung erneut konfrontiert wird, erkennt er seinen Fehler nicht. Statt dessen wird in der Verbandsversammlung abgewiegelt und gegenüber der Öffentlichkeit verweist man auf den „Vorstandsbeschluss“.

Für mich ergibt sich daraus nur eine Schlussfolgerung: Funke ist seinem Amt als Vorsteher des OOWV nicht nur nicht gerecht geworden, er hat es geradezu karikiert. Da genügt es kaum, das Amt niederzulegen und sich zu entschuldigen. Natürlich muss Funke – wie von seiner Partei auf Kreisebene gefordert – auch seine anderen Ämter niederlegen. Denn liegt es nicht nahe, dass er im Aufsichtsgremium der EWE und als Kreistagsvorsitzender in gleicher Weise ungeeignet ist?

Seine Genossen im Vareler Rat jedoch ficht das alles nicht an. Sie stehen hinter ihm und sprechen von Vorverurteilung. Das kann ja wohl nur bedeuten, dass man das Bekannt Gewordene und Zugegebene erst dann als relevant erachtet, wenn ein Staatsanwalt oder gar Richter auf Untreue erkennt. Oder glaubt man weitere Verdächtigungen, etwa mit Bezug auf den Hof Bakenhus, müssten sich erst erhärten?

Wie tief muss man eigentlich ins System Funke verstrickt sein, um nicht zu erkennen, dass die rechtliche Beurteilung der Vorgänge vollkommen unerheblich ist? Und wie skrupellos ist es, die eigene Fraktion in dieser aussichtslosen Situation noch einmal für sich einzuspannen und sie damit möglichweise endgültig in den Abgrund zu reißen?

Mehr zur Sache findet sich in einem Spezial der NWZ.