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Ich bin ein ein sehr rational gestrickter Typ. An – durch wen auch immer gelenkte – Fügung glaube ich nicht. Aber es gibt Momente, in denen auch ich an der Ratio dieser Welt ein wenig zweifele. Am letzten Sonnabend gab es so einen Moment.

Meine Verwandtschaft ist weit verzweigt. Ich habe nicht nachgezählt, aber ich könnte durchaus 50 oder mehr Cousinen zweiten Grades haben. Angesichts von ein paar Millionen Frauen im passenden Alter allein in Deutschland ist es dennoch äußerst unwahrscheinlich, eine von ihnen zufällig zu treffen. Trotzdem ist es am Sonnabend auf dem Geburtstag meiner Schwester geschehen.

Wer nun einwenden möchte, dass eine Familienfeier der ideale Ort für ein Treffen mit Cousinen sei, den muss ich enttäuschen. Eingeladen war – außer mir – niemand aus der Familie. Und die Cousine eigentlich gar nicht. Die war nämlich im Gepäck einer Freundin  meiner Schwester aus der Zeit ihrer Ausbildung in Meldorf angereist. Jeder verwandtschaftliche Grund für ihre Anwesenheit kann ausgeschlossen werden.

Die unerkannte Cousine – Ricki – und ich saßen also zufällig nebeneinander und haben uns gut unterhalten. Und ohne ein paar ungewöhnliche Zutaten wären wir vermutlich unserer Wege gegangen, ohne zu bemerken, dass wir einen gemeinsamen Urgroßvater haben. Die Zutaten waren…

  • eine kürzlich erworbene Flip MinoHD,
  • mein Interesse am Thema Ruhr2010,
  • Planungen für ein Straßeninterview,
  • eine Reise nach Essen und Duisburg,
  • ein ungewöhnlicher Nachname,
  • eine E-Mail-Adresse
  • und eine kleine Ortschaft in der Nähe von Osnabrück.

Die Flip Mino habe ich vor allem gekauft, um damit künftig das eine oder andere Interview führen zu können. Quasi als Aufwärmübung hatte ich mir gerade gestern überlegt, mal in die Vareler Innenstadt zu gehen und dort Passanten nach ihren Assoziationen zum Begriff Ruhr2010 zu befragen.

Als Ricki nebenbei erwähnte, sie sei kürzlich in Essen und Duisburg gewesen, habe ich spontan die Mino ausgepackt und meine noch nicht ganz ausgereiften Fragen zur Ruhr 2010 an ihr ausprobiert. Dabei ist das Folgende herausgekommen:

Genau zugehört? Wir reden an einer Stelle über die Freigabe des des Videos. Um über diese zu verhandeln, gab mir Ricki direkt im Anschluss an die Aufnahme ihre E-Mail-Adresse, die aus ihrem Vornamen und einem eher ungewöhnlichen mir sehr wohl bekannten Nachnamen besteht.

Ich habe die Frage  aus dem Interview – „Wo kommst Du her?“ – dann noch einmal gestellt. Diesmal wollte ich wissen, woher sie gebürtig ist. Die vage Aussage „Aus der Nähe von Osnabrück!“ ergänzte ich mit „Nicht etwa aus Grafeld?!“

Irgendeine Art von Verwandtschaft war damit sicher, die Details kosteten uns ein paar Anrufe und ein Blatt Papier für den Stammbaum.

Der ohnehin vergnügliche Abend wurde danach noch vergnüglicher. Schön, dass sich einmal mehr bestätigt, dass dieses Interdings und seine Anhängsel  – anders als gerne unterstellt wird – eben doch nicht einsam machen.